Elektromonteure, die an oder in der Nähe von unter Spannung stehenden elektrischen Anlagen arbeiten, sind besonderer Gefahr ausgesetzt: Sie könnten einen Störlichtbogen auslösen und müssen daher eine persönliche Schutzausrüstung mit Störlichtbogenschutz (PSAgS) tragen. Gerade an heißen Tagen oder in Innenräumen ohne Klimaanlage ist die Verlockung jedoch groß, die Schutzausrüstung zu öffnen oder
ganz wegzulassen. Ein häufiger Grund: Die Schutzkleidung ist nicht komfortabel genug für diese extremen Bedingungen. Bei der Beschaffung sollte daher berücksichtigt werden, dass PSAgS nicht nur relevante Standards und Normen erfüllt, sondern auch angenehm zu tragen ist.

Ein Störlichtbogen, ein ungewollter Spannungsüberschlag, der ohne direkten Kontakt bei zu geringem Abstand zur Spannungsquelle entsteht, kann zu schweren Verbrennungen oder gar zum Tod führen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Arbeiter ihre persönliche Schutzausrüstung gegen die thermischen Auswirkungen durch Störlichtbögen (PSAgS) konsequent bei jedem Wetter und jeder Temperatur tragen – auch bei bis zu 50 °C in manchen Schalträumen.

Lebensgefahr ohne die richtige Schutz­kleidung

PSAgS ist aber aufgrund ihrer thermischen Beständigkeit und Nichtentflammbarkeit zumeist schwer, voluminös und schränkt die Bewegungsfreiheit der Träger massiv ein. Bei hohen Temperaturen minimiert sie zudem die Leistungsfähigkeit und das Konzentra­tionsvermögen der Träger. Es liegt daher nahe, diese unbequeme Kleidung zu öffnen oder nicht ständig zu tragen – was wiederum Kompromisse bei der Schutzfunktion bedeutet und gravierende Folgen haben kann.

Tragekomfort: angenehmes und sicheres Tragen

Bild 1: Beispiel für leichte Arbeitsschutzbekleidung mit Störlichtbogenschutz Klasse 2 (»Pyrad by Gore-Tex Labs«)

PSAgS muss also zu jeder Jahreszeit einen guten Tragekomfort bieten, um korrekt getragen zu werden. Was aber macht guten Tragekomfort aus? Ein Überblick über Faktoren, die den gefühlten und tatsächlichen Tragekomfort von Schutzkleidung beeinflussen und bei der Anschaffung von PSAgS berücksichtigt werden sollten.

Gewicht: Die komplexen Anforderungen an Schutzbekleidungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass das Gewicht der Bekleidung in der Produktentwicklung lange Zeit eher eine sekundäre Rolle spielte. Dabei steht ein geringes Gewicht bei den Eigenschaften, die den Tragekomfort bestimmen, an erster Stelle. Leichtere Kleidung bedeutet, dass sich der Träger weniger anstrengen muss, mehr Bewegungsfreiheit hat – und damit mehr und länger leisten kann.

Technische Entwicklungen bei den für die PSA verwendeten Materialien, Textilien und Geweben machen Alternativen in der Arbeitsschutzbranche möglich, die das Gewicht um bis zu 50 % reduzieren. So wiegen Funktionstextilien handelsüblicher Schutzanzüge, die der Störlichtbogenschutz Klasse 2 entsprechen, beispielsweise bis zu 650 g/m2. Einlagige und damit leichtere Schutzbekleidungen erreichen generell nur die geringere Störlichtbogenschutz Klasse 1. Neueste Technologien unterstützen die Entwicklung von deutlich leichteren, einlagigen Schutzbekleidungen mit Störlichtbogenschutz Klasse 2 (Bild 1).

Bewegungsfreiheit: Wird die Kleidung beim Tragen kaum bzw. nicht negativ bemerkt, arbeitet es sich effektiver und unbeschwerter. Für die Bewegungsfreiheit spielen die Webart und die Faserzusammensetzung der Stoffe sowie die aus Sicherheitsgründen geforderte Mehrlagigkeit des schützenden Materials eine besondere Rolle. Neuste Entwicklungen wie intelligentere Konstruktionen, leichtes Gewicht und elastische Materialien wirken sich ebenfalls positiv auf die Bewegungsfreiheit aus.

Auch der Schnitt der Kleidung selbst ist relevant – nur bequeme Passformen, die der ergonomischen Schrittführung folgen, werden als nicht einengend empfunden. Wichtig ist hier eine Balance aus Bewegungsfreiheit und Passform. Eine hohe Passgenauigkeit kann erreicht werden, indem die Körpermaße des jeweiligen Trägers sehr genau mit den Größen der Schutzkleidung abgeglichen werden (Bild 2).

Bild 2: Im »Gore Garment Center« werden Textiltechnologien in Konstruktionen für Sicherheitsbekleidung übersetzt und dabei Schnitte wie Passformen bis ins Detail durchdacht

Atmungsaktivität: Eine funktionsfähige komfortable Arbeitsschutzkleidung sollte den Träger bei der Regulierung seiner Körpertemperatur unterstützen. Ein wesentlicher Punkt: die Arbeitsschutzkleidung soll ein Verdampfen des Schweißes ermöglichen – gerade im Sommer. Sie sollte also nicht nur leicht, sondern vor allem atmungsaktiv sein. Atmungsaktive Schutzkleidungsgewebe leiten Feuchtigkeit von der Haut nach außen ab und sorgen damit für ein angenehmes Trageklima.

Der RET Wert (Resistance to Evaporating Heat Transfer; DIN EN 343 – 2010-05) beschreibt den Widerstand, den ein Stoff dem Wasserdampf entgegensetzt: Je niedriger der Wert, desto höher ist die Atmungsaktivität einer Funktionskleidung. Schutzkleidung sollte einen RET-Wert von 13 nicht überschreiten.

Regenschutz: Atmungsaktiv von innen, gleichzeitig wasserdicht von außen – dies sind wichtige Komfortvoraussetzungen. Wasserdichte Materialien, wie beispielsweise bei »Gore-Tex Pyrad«-Produkten verhindern, dass zum Beispiel Regen durch die textilen Außenlagen eindringt und die darunterliegenden Bekleidungsschichten nass werden. Wichtig dabei ist, dass die PSA dauerhaft wasserdicht bleibt, also auch nach vielen Waschzyklen.

Haltbarkeit: Die Haltbarkeit von Schutzkleidung kann durch angemessene Pflege gewährleistet werden. Dazu gehört die visuelle Kontrolle der PSAgS vor Gebrauch, aber auch regelmäßiges Waschen – insbesondere dann, wenn die Schutzkleidung täglich getragen wird. Für die PSAgS sind zudem Vorgaben zur Pflege und zum Waschverfahren in der Norm EN 61482-1-2 festgelegt.

Durch das Waschen wird die Bekleidung nicht nur von Schmutz und Schweiß gereinigt, sondern auch die Imprägnierung kann reaktiviert werden. Die entsprechende EU-Norm sieht dafür mindestens 50 Wäschen in der heimischen Waschmaschine vor. Moderne Funktionstextilien können aber 100 und mehr Wäschen ohne Qualitätsverlust erreichen.
Gleichklang von Schutz und Komfort

Bei der Auswahl von PSAgS sollten also stets beide Aspekte – Sicherheit und Komfort – bedacht werden. Natürlich ist klar: Schutz geht stets vor Komfort. Ziel muss jedoch sein, bei der Auswahl von PSAgS die aufgeführten Aspekte zu berücksichtigen, um einen optimalen Gleichklang von Tragekomfort und Sicherheit zu schaffen, denn nur so kann die Trageakzeptanz auch unter schweren Bedingungen deutlich erhöht werden.

Autorin

Petra Weidmann, Consense Communications GmbH (GPRA), München

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net