Bild 1: Das Branddreieck – für die Entstehung eines Brandes müssen alle Bedingungen zeitlich und räumlich zusammentreffen

Meldungen über Haus- und Wohnungsbrände sind immer wieder in den Medien. Die Liste der Brandursachen ist lang und die einzelnen Punkte mitunter erschreckend banal. Doch: Was tun, wenn’s brennt und dazu noch in einer elektrischen Anlage?

Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der ­öffentlichen Versicherer e.V. (IFS, www.ifs-ev.org/) hat im Jahr 2018 mehr als 1600 Brandschadensermittlungen durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf Brandereignissen, welche erhebliche Schäden an Gebäude verursacht hatten. Die Elektrizität spielte bei den Brandursachen dabei die größte Rolle: in 31 % der Fälle war sie der Auslöser eines Brandes. Auffallend ist, dass die Elektrizität mit nahezu einem Drittel den größten Anteil in der Brandschadensstatistik, noch vor menschlichen Fehlverhalten und Brandstiftung einnimmt.

Auf der schon genannten Webseite der Versicherer liest man dann noch, dass erstaunlicherweise ausgerechnet Wäschetrockner bei den Ursachen für Wohngebäudebrände den ersten Platz einnehmen. So rät das IFS: »Im Aufstellraum sollte darum ein Rauchmelder installiert sein, und der Wäschetrockner sollte nicht vollkommen unbeaufsichtigt betrieben werden, damit im Fall eines Brandausbruchs schnell jemand reagieren kann.«

Um letztendlich den Schaden möglichst gering zu halten, muss ­sichergestellt sein, dass wir die Elektrizität durch technische Maßnahmen als Zündquelle vermeiden. Sollte es dennoch zu einem Entstehungsbrand kommen, müssen wir diesen durch geeignete Maßnahmen bekämpfen. Welche Mittel stehen uns dabei zur Verfügung und wie können wir vorgehen?

Wasser als Löschmittel?

Intuitiv denkt man bei der Brandbekämpfung an Wasser als geeignetes Löschmittel. Doch ist dies überhaupt möglich? Um diese Frage nachfolgend zu klären, werden zuerst die notwendigen Bestandteile zur Brandentstehung betrachtet. Diese sind

  • der brennbare Stoff (Brandlast)
  • Sauerstoff
  • die Zündquelle
  • das Mengenverhältnis.

Tabelle: Unterteilung der Brandklassen nach DIN EN 2:2005-01 für die Piktogramme gilt die DIN EN 3-7:2007-10

Diese Bestandteile sieht man häufig als Darstellung im sogenannten »Branddreieck« (Bild 1). Sind alle Bestandteile des äußeren Dreiecks im richtigen Mischungsverhältnis vorhanden, so ist die Entstehung eines Brandes potentiell möglich. Als eine typische elektrische Zündquelle sind beispielsweise Lichtbogenkurzschlüsse zu nennen. Dabei entstehen kurzzeitig Temperaturen von über 5000 °C.
Wesentlich unspektakulärer – aber nicht minder gefährlich – sind Kontaktfehler und Wackelkontakte in Steckdosen und elektrischen Geräten. In diesem Zusammenhang sind verstärkt »Billiggeräte« als Brandverursacher festzustellen. Es kann jedoch auch die Nutzwärme von unbeaufsichtigt betrieben Geräten, wie beispielsweise von Elektroherden, als Zündquelle vorkommen. Dies ist immer dann besonders gefährlich, wenn Steuerungs- und Regeleinrichtungen versagen.

Sämtliche Szenarien können mit dem brennbaren Stoff einen Entstehungsbrand verursachen. Das passende Löschmittel ist dabei vom brennbaren Stoff abhängig. Der Einsatz eines nicht geeigneten Löschmittels kann im schlimmsten Fall sogar eine Beschleunigung und weitere Ausbreitung des Brandes zur Folge haben.

Einteilung in Brandklassen

Bild 2: Auf dem Behälter des Feuerlöschsprays findet man präzise Angaben zur Verwendung

Die Unterteilung der Brandklassen ist in der DIN EN 2:2005-01 festgelegt. Die Normierung der entsprechenden Piktogramme erfolgt in der DIN EN 3-7:2007-10. Dabei fällt auf, dass hier offensichtlich die Brandklasse »E« fehlt. Damit könnten ja eigentlich Elektrobrände gemeint sein. Die Tabelle ist jedoch weder falsch noch unvollständig.

Gemäß der DIN EN 2:2005-01 ist keine Brandklasse E definiert. Dies beruht auf der Tatsache, dass die Elektrizität meist die Zündquelle darstellt und einen brennbaren Stoff entzündet. Das zu verwendende Löschmittel ist auf den brennbaren Stoff auszurichten. Zur Bekämpfung von Entstehungsbränden können Feuerlöschsprays (Bild 2) und tragbare Feuerlöscher (Bild 3) eingesetzt werden. Diese sind sehr häufig auch für die Bekämpfung von Entstehungsbränden in elektrischen Niederspannungsanlagen mit einer Nennspannung bis 1000 V einsetzbar. Ein entsprechender Mindestabstand, in der Regel mindestens 1m, ist dabei einzuhalten.

Bei entsprechender Eignung befinden sich sowohl auf den Feuerlöschsprays als auch auf den tragbaren Feuerlöschern Hinweise zur Verwendung bei Bränden in elektrischen Niederspannungsanlagen. Einem gemeinsamen Positionspapier des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (vfdb) ist zu entnehmen, dass Feuerlöschsprays, bei einer Löschleistung von mindestens zwei Löschmitteleinheiten, für den Einsatz bei normaler Brandgefährdung der Vorzug gegeben wird, da die Sprays sehr schnell einsatzbereit und intuitiv zu bedienen sind.

Hervorgehoben wird vom DFV und vfdb auch, dass Sprays zu einer sinnvollen Verbesserung des Brandschutzes und einer Anrechnung auf die erforderliche Grundausstattung mit Löscheinrichtungen gemäß ASR A2.2 führen. Bei den genannten Gebäuden dreht es sich beispielsweise um Büro-, Verwaltungs- und Verkaufsräume, Gaststätten, Schulen oder Kindertages- und Pflegeeinrichtungen. Selbst ungeübte Nutzer schrecken vor dem Einsatz nicht zurück, da Spraydosen aus dem Alltagsgebrauch sehr gut bekannt sind.

Stationäre Löschanlagen

Bild 3: Wenn die »Dose« nicht ausreicht – »schweres Geschütz« mittels klassischem Feuerlöscher

In Räumen mit elektrischen Schaltanlagen und Serverräumen werden zur Brandbekämpfung oftmals stationäre Löschanlagen installiert. In der Regel erfolgt die Auslösung automatisch über Brandmelder, bzw. eine Brandmeldeanlage. Als Löschmittel wird häufig Kohlendioxid (CO2) verwendet. Es verdrängt den Sauerstoff aus der Luft. Dadurch ist das zwingend notwendige korrekte Mengenverhältnis des Branddreieckes aufgehoben und der Brand erlischt durch den Mangel an Sauerstoff.

Ein großer Vorteil von Kohlendioxid als Löschmittel ist die chemische und physikalische Neutralität gegenüber den zu schützenden Anlagenteilen. Durch einfaches Lüften lässt sich Kohlendioxid als Löschmittel rückstandsfrei entfernen. Sofern die elektrischen Anlagen nicht durch den Entstehungsbrand beschädigt wurden, lassen sich diese weiterhin verwenden.

Jedoch ist das Verdrängen des Sauerstoffes aus der Atemluft für Menschen sehr gefährlich. Im Normalfall liegt der Kohlendioxidanteil in der Atemluft bei ca. 4 %. Steigt dieser beispielsweise nur auf 5 % an, so können sich schon Schwindel und Kopfschmerzen bemerkbar machen. Kohlendioxidanreicherungen von 8% in der Atemluft können nach etwa 30 Minuten zum Tod führen. Bei höheren Anreicherungen, wie diese beim Auslösen einen CO2-Löschanlage entstehen, tritt der Tod entsprechend schneller ein.

In Räumen mit einer CO2-Brandlöschanlage ist daher nicht nur im und nach einem Brandfall eine erhöhte Vorsicht geboten. Werden beispielsweise Arbeiten im Doppelboden durchgeführt, dann muss sichergestellt sein, dass auch im Fall eines Fehlalarmes Personen im Doppelboden nicht ersticken. In der Regel werden in einem solchen Fall die CO2-Löschanlagen durch einen Fachbetrieb gesperrt. Eventuell ist es zusätzlich notwendig, Brandwachen zu stellen, den Doppelboden weiträumig zu öffnen und einen geeigneten Fluchtweg bereit zu halten.

Autor

Matthias Link, Fachautor Karlsruhe

Quelle: www.elektro.net