Ein Aufzug ist ein Mittel, um Höhenunterschiede bequem zu überwinden. Aus dem Blickwinkel eines Sicherheitsverantwortlichen ist ein Aufzug gleichzeitig eine Schleuse, um von einem Gebäudeteil zum anderen zu gelangen. Bei der Planung des Unternehmensschutzes sollte daher geklärt werden, ob Aufzüge für alle Personen und alle Etagen freigegeben werden, oder einzelne Stockwerke nur von bestimmten Personenkreisen angefahren werden dürfen. Hier setzen Zutrittskontrolle, Biometrie und die Zielwahlsteuerung für Aufzüge an.

Eine Aufzugsteuerung zur Etagenwahl lässt Mitarbeiter nur in für sie freigegebene Etagen fahren. Die freigegebenen Stockwerke werden im Zutrittsprofil des Kartennutzers definiert und über die digitalen Ausgänge eines Zutrittskontrollmanagers aktiviert. Die Anzahl der möglichen Stockwerksberechtigungen richtet sich nach der Anzahl der digitalen Ausgänge des Zutrittskontrollmanagers.

Aufzugsteuerung plus Zutritts­kontrolle

Mit Zutrittslesern, die sich für eine Montage im Aufzug eignen, wird die Aufzugsteuerung in die Praxis umgesetzt. Steigt eine Person in den Aufzug, nutzt sie eine RFID-Karte (Radiofrequenz-Identifikation) um den Aufzug zu bedienen – der Aufzug steuert direkt die freigegebene Etage an.

Tritt die Person aus dem Lift, befindet sie sich zwar in einer freigegebenen Etage, dennoch kann es notwendig sein, dass auch hier Türen mit Zutrittskontrolle gesichert werden. Einzelne Büros können mit Hilfe von nicht-vernetzten elektronischen Türdrückern oder Schließzylindern vor unbefugtem Eintritt geschützt werden. Diese Zutrittsleser sind als Offline-Variante besonders praktisch, da sie batteriebetrieben und »stand-alone«, also unabhängig von Zusatzgeräten, funktionieren. Eine Verkabelung ist nicht notwendig, die Montage erfolgt direkt am Türdrücker. Die Zutrittsrechte dafür werden tagesaktuell auf Mitarbeiterkarten übertragen, z. B. bei der ersten Buchung am Haupteingang.

Aufzug strukturiert Personenströme im Gebäude

Bild 1: Der Aufzug kann bei einer hochsicheren Zutrittskontrolle wie mit »Intus 1600PS« nur über eine Zweifach-Authentifizierung durch RFID-Karte und Handvenenerkennung gesteuert werden

Eine intelligente Aufzugsteuerung eröffnet zudem Zusatznutzen über die eigentliche Zutrittskontrolle hinaus. Denkt man einen Schritt weiter, kann die Zutrittskontrolle in Kombination mit den Aufzügen auch eine strukturierende Aufgabe übernehmen. So lassen sich in der morgendlichen Rushhour die Personenströme innerhalb des Gebäudes lenken.

Die Frage ist dabei, wie Mitarbeiter schnell auf alle vorhandenen Aufzüge verteilt werden können. Und wie lassen sich unnötige Wartezeiten vermeiden? Die Lösung bringt eine Kombination aus Vereinzelungsanlage und Zutrittsleser. Mitarbeiter, die in das Gebäude kommen, buchen mit ihrem Mitarbeiterausweis am Drehkreuz und melden sich im System an. Mit dieser Kartenbuchung wird gleichzeitig ein Signal an die Aufzugsteuerung übermittelt, dass ein Mitarbeiter einer bestimmten Etage angekommen ist. Die Software ruft den nächsten freiwerdenden Aufzug herbei. Noch bevor der Mitarbeiter das Ende der Drehsperre erreicht hat, zeigt ein Display bereits an, welcher Aufzug als nächstes bereitsteht. Die Person kann sich direkt zu diesem Aufzug begeben und hat keine Wartezeiten. Die Aufzüge werden optimal ausgelastet.
Die Verknüpfung von Zugangskontroll-Software mit der Zielwahlsteuerung optimiert den reibungslosen Personenfluss im Gebäude, minimiert Wartezeiten der Nutzer und erhöht den Komfort. So können Aufzüge in einem Bürogebäude auch in stark frequentierten Stunden optimal ausgelastet werden und die Wartezeiten an den Personenbeförderungsanlagen werden verkürzt.

Ein Zutrittsleser für alle Anwendungsfälle

Wenn sich Zutrittskontrolle durch eine hohe Flexibilität auszeichnet, können zusätzliche Gewerke angebunden werden, um die Unternehmenssicherheit umfassend zu organisieren. Schon die verschiedenen Installa­tionsorte und -bedingungen erfordern unterschiedliche Zutrittsleser-Modelle.

Bild 2: Biometrie-Lösungen wie der »Intus 800FP« Fingerprint-Leser verbinden in der Zutrittskontrolle Hochsicherheit und Komfort

RFID-Leser zur Auf- oder Unterputzmontage sind das Standard-Instrument der Zutrittskontrolle. Darüber hinaus sollten auch Zutrittsleser kombinierbar sein, die sich für spezielle Aufgaben eignen, wie für den Einbau in DIN-Schalterprogramme oder Türkommunikationsanlagen. Für die Aufzugsteuerung lassen sich Zutrittsleser verwenden, die für die Installation auf Metall vorgesehen sind. Für besonders schmale Installationsorte wie Türzargen oder Rahmen sollten z.B. besonders schmale Varianten zur Verfügung stehen. Elektronische Türdrücker oder Schließzylinder ergänzen die Online-Leser an den Türen und Toren, an denen keine Verkabelung möglich ist, z. B. bei Brandschutztüren oder gläsernen Bürotüren.

Die Zutrittsleser werden über ein gemeinsames RFID-Ausweissystem bedient. Es empfiehlt sich der Einsatz aktueller Lesertechnologie wie Mifare Desfire oder Legic advant, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Für anspruchsvolle Schutzszenarien werden darüber hinaus biometrische Zutrittsleser für Hochsicherheitsbereiche eingesetzt (Bild 1).

Biometrie als Identifizierungsmedium hat den Vorteil, dass das biometrische Merkmal nicht vergessen oder weitergegeben werden kann. Biometrie-Lösungen werden z. B. verwendet, wenn eine Zwei-Faktor-Authentifizierung für anspruchsvolle Sicherheitslösungen vorgeschrieben ist, wie für den Schutz von Rechenzentren oder Forschungslaboren. Die biometrische Handvenenerkennung oder ein Fingerprint-Zutrittsleser verbinden dabei Sicherheit mit Komfort. Die Anmeldung erfolgt per PIN-Code oder RFID-Karte und die im zweiten Schritt erforderliche persönliche Verifizierung geschieht über den Abgleich des Handvenenmusters oder des Fingerabdrucks mit dem abgespeicherten Template (Bild 2).

Synergien bei der Gebäude­sicherheit nutzen

Als zentrales Managementsystem dient die Zutrittskontroll-Software. Über die https- oder OPC (Open Platform Communications)-Schnittstelle öffnet sich die Zutrittskontroll-Software und bündelt weitere sicherheitsrelevante Anwendungen. So kann z. B. eine EMA (Einbruchmeldeanlage) über einen Zutrittsleser scharf geschaltet werden. Mittels eines integrierten OPC-Servers können unberechtigte Türöffnungen oder Tore, die zu lange offenstehen, direkt in einem zentralen Gefahrenmanagementsystem angezeigt und die Sicherheitsabteilung informiert werden.

Besonders gut eignet sich die Kombination der Zutrittskontrolle mit einer Videoüberwachung. Diese bringt zusätzliche Sicherheit und Aufklärung von Zutrittsereignissen, vor allem außerhalb der regulären Betriebszeiten. In Verbindung mit einer Videomanagementsoftware werden aufgezeichnete Videodaten zur schnellen Gefahrenanalyse aufgrund von Alarmen direkt in der Zutrittskontrolle angezeigt.

Zufahrten zu Parkplätzen und Garagen mit einplanen

Neben der Zutrittskontrolle zum Gebäude können auch Zufahrten zu Parkplätzen oder Garagen vom Sicherheitssystem gesteuert werden. Dazu dienen gesonderte Ausweise, die für die Zufahrtskontrolle genutzt werden. In sogenannten »Hands-free-Anwendungen« werden diese Ausweise am oder im Auto montiert. An der Einfahrt zum Parkbereich erfasst ein Weitbereichsleser die Ausweise und kommuniziert z. B. mit dem Garagentor.

Eine ergänzende Lösung ist eine Kennzeichenerkennung mit Hilfe von Videoaufnahmen. Spezialkameras entziffern die Autokennzeichen und senden die Datensätze an die übergeordnete Software. Sie gibt nach einem positiven Abgleich die Zufahrt zur Tiefgarage frei. Die bekannten Nummernschilder werden dazu in einer Zufahrtskontroll-Datenbank hinterlegt. Die Kennzeichenerkennungssoftware extrahiert aus den Videobildern der Kamera die Autokennzeichen, sendet sie zur Überprüfung an die Zutrittskontrollsoftware und diese öffnet bei Übereinstimmung die Schranke.

Wenn die Zutrittskontrolle leistungsstark und flexibel ist, kann die Gebäudesicherheit umfassend aufgesetzt werden, so dass alle Schleusen und Eingänge überwacht werden – die Aufzugsteuerung kann dann als Teil der Zutrittskontrolle mit abgedeckt werden. Wenn solche Synergien in der Gebäudesicherheit umgesetzt werden sollen, empfiehlt sich eine Planung und Vor-Ort-Begehung durch Projektspezialisten. Diese Experten weisen schnell auf Sicherheitslücken hin und darauf, welche Gewerke gut miteinander kombinierbar sind (Bild 3).

 

Autor

Susanne Plank, Marketing Communications, PCS Systemtechnik GmbH, München

Quelle: www.elektro.net