Systeme der Elektroinstallationen dürfen in Flucht- und Rettungswegen keine zusätzliche Brandlast darstellen. Um diese Forderung zu erfüllen, stellen Brandschutzkanäle eine geeignete Lösung dar, wie sie auch bei der Sanierung eines Bürohauses in Frankfurt am Main zum Einsatz gekommen sind (Bild 1).

Bild 1: Bei der Sanierung des Bürohauses an der Alten Oper wurden Brandschutzkanäle in den Flucht- und Rettungswegen installiert; Quelle: OBO Bettermann

Elektroinstallationen sind die Lebensader eines jeden Gebäudes. Sie durchziehen diese wie ein Netzwerk und speisen die steigende Zahl an elektronischen Geräten und elektrotechnischen Anlagen. Gleichzeitig gilt die Elektrizität heute als Brandursache Nummer 1 – zumindest dann, wenn sie nicht genügend gesichert ist. Technikzentralen und Serverräume sorgen somit nicht nur für Datenverarbeitung in Echtzeit, sondern verursachen durch hohe Kabelmengen auch höhere Brandlasten.

Planer, Architekten und Installateure müssen daher schon früh über einen umfassenden Brandschutz nachdenken und für eine brandschutztechnische Gebäudeausrüstung sorgen, die fachgerecht ausgeführt wird und abnahmefähig ist. Drei Schutzziele sind dabei von fundamentaler Bedeutung, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten und Sachwerte vor dem Feuer zu schützen: Die Brandausbreitung begrenzen, Flucht- und Rettungswege sichern und elektrische Funktionen erhalten. Zu den Anbietern, die mit ihrem Portfolio Lösungen für alle drei Ziele im Brandfall anbieten, zählt OBO. Für den Erhalt der Flucht- und Rettungswege sind das beispielsweise die Brandschutzkanäle des »Pyroline Rapid«-Systems. Der »Pyroline Rapid PLM« eignet sich dabei mit einer Europäisch Technischen Bewertung auch für den europaweiten Einsatz.

Brandschutzkanäle in der Praxis

Bild 2: Die Installation der Brandschutzkanäle erfolgte direkt an den Wänden

Um Menschen im Brandfall sicher aus dem Gebäude zu evakuieren, müssen Flucht- und Rettungswege unter allen Umständen rauch- und feuerfrei bleiben. Um dies zu gewährleisten, darf keine der Elektroinstallationen in Flucht- und Rettungswegen eine zusätz­liche Brandlast darstellen. Diese Forderung ist durch entsprechende Installationsarten zu erfüllen, beispielsweise durch die Installation in Brandschutzkanälen.

Die Brandschutzkanäle »Pyroline Rapid« können durch feuerwiderstandsfähige Wände geführt werden, ohne dass eine zusätz­liche Abschottung notwendig ist. Die Installation erfolgt direkt an Wänden und Decken oder mit Abhängesystemen (Bild 2). Auch eine Nachinstallation ist möglich: Die Kanäle können angepasst und jederzeit nachbelegt werden. Der Brandschutzkanal erfüllt die brandschutztechnischen Anforderungen der baurechtlichen Vorschriften gemäß Landesbauordnungen und der Leitungsanlagen-Richtlinien.

Das Kanalsystem besteht aus Stahlblech mit einer profilierten Deckelverschlusskontur und einer intumeszierenden Innenbeschichtung. Diese schäumt im Brandfall auf und sorgt so aktiv für die Brandlastkapselung und die Verhinderung der Brandweiterleitung. Das System ist als Installationskanal mit den Klassen I30 bis I120 gemäß DIN 4102 Teil 11 geprüft und zugelassen.

Trotz seiner dünnen Materialstärke und schlanken äußeren Abmessungen verfügt der Kanal über viel Innenvolumen und bietet einen ausreichenden Nutzquerschnitt. Das geringe Gewicht vereinfacht zudem die Installation. Diese kann direkt an Wänden, Decken oder Böden erfolgen. Eine Montage auf Wandauslegern oder auf einem von der Decke abgehängtem Tragesystem ist ebenfalls möglich.

Auch eine Über-Kopf-Montage ist umsetzbar, da spezielle Halter die Kabellast vom eingerasteten Deckel fernhalten. Die Ober- und Unterteile des Kanals werden über die selbstkontaktierenden, patentierten Rastklammern sicher miteinander verbunden, so wird auch direkt der Potentialausgleich hergestellt. Eine große Auswahl an Formteilen und Zubehör bietet ein hohes Maß an Flexibilität.

Referenzprojekt: Bürohaus an der Alten Oper in Frankfurt

Das Brandschutzkanalsystem »Pyroline Rapid« kam bei der Sanierung des Bürohauses an der Alten Oper in Frankfurt am Main zum Einsatz. In dem Bürogebäude wurden die Brandschutzkanäle in den Doppelböden installiert. Insgesamt wurden im Rahmen der Kernsanierung 300 m dieser Kanäle verlegt. Da die Brandlast im Doppelboden durch diese Maßnahmen stark reduziert wurde, war es nicht erforderlich, eine Sprinkleranlage zu installieren. Das führte zu erheblichen Kosteneinsparungen. Ein weiterer Vorteil: Das Innenmaß der Brandschutzkanäle ist nahezu identisch mit dem Außenmaß, so dass ein besonders hohes Füllvolumen zur Verfügung steht.

Eigenschaften kombiniert

Bild 3: Die innenliegende Verbindungs- und Dichtungstechnik macht das Brandschutz­kanalsystem rauchgasdicht

Die zweite Generation der Brandschutz­kanalserie, »Pyroline Rapid PLM«, kombiniert die Eigenschaften eines sicheren und klassifizierten Brandschutzkanals mit denen eines gewöhnlichen Elektroinstallations­kanals (Bild 3).

Äußerlich ist der Brandschutzkanal nach Abschluss der Installation nicht von einem Elektroinstallationskanal zu unterscheiden. Hierfür verfügt das Brandschutzkanalsystem über eine patentierte innenliegende Verbindungs- und Dichtungstechnik. Durch das innenliegende Verbinder-Set wird das Brandschutzkanalsystem rauchgasdicht verbunden und verschlossen.

Zudem bietet die innenliegende Verbindungstechnik weitere Vorteile, wie die Möglichkeit der Montage in einer Raumecke oder den Nullabstand zu anderen Gewerken. Auch die gängige Montageart mit einem Versatz zwischen Stoßstelle der Kanalwanne und Stoßstelle des Kanaldeckels ist durch die Verbindungstechnik realisierbar. Die Verbinder-Sets werden werkzeuglos eingesetzt und benötigen keine zusätzlichen Schrauben oder Befestigungen am Untergrund.

Formteile ergänzen Brandschutzkanal­system

Um die Verbindungstechnik optimal nutzen zu können, wurde das Portfolio der Form­teile für Richtungsänderungen überarbeitet (Bild 4). Sie sind nun an den Aufbau der Streckenformteile angelegt und bestehen aus einer vorgefertigten Kanalwanne und einem Deckel.

Formteile wie Flachwinkel, Außenecken, Innenecken oder T-Abzweige werden immer mit passendem Deckel ausgeliefert und können nun in einer durchgängigen Montage­reihenfolge installiert werden. Durch die Trennung zwischen Kanalwanne und Kanaldeckel folgen Anwender dem Installa­tionsverlauf mit den vorgefertigten Kanalwannen und setzen die Verbinder-Sets an jeder Stoßstelle der Kanalwanne. Dabei ist es egal, ob Kanäle mit Kanälen oder Kanäle und Formteile miteinander verbunden werden – der Ablauf ist der gleiche. Nach der Kabelbelegung wird überall dort, wo eine Stoßstelle der Deckel entstanden ist, die Deckelunterstützung eingesetzt. Das kann ebenfalls werkzeuglos und positionsunabhängig erfolgen. Anschließend wird die Installation mit dem Einrasten der Deckel beendet.

Brandschutzkanäle mit Europäischer Technischer Bewertung

Bild 4: Die Formteile wurden für Richtungs­änderungen überarbeitet

Das Brandschutzkanalsystem »Pyroline Rapid PLM« ist klassifiziert nach EN 13501-2 und verfügt über die Feuerwiderstandsklassen EI30 (ho i↔o), EI60 (ho i↔o), EI90 (ho i↔o) sowie E120 (ho i↔o).

Die Klassifizierungen erlauben eine vorwiegend horizontale Installation (ho). Werden keine Decken mit den Kanälen durchdrungen, ist auch die vertikale Installation innerhalb von Brandabschnitten möglich. Die Verhinderung der Brandausbreitung mit Feuer von innen und außen (i↔o) wurde bis zu 120 min nachgewiesen.

Als Ver- und Anwendbarkeitsnachweis für die Bauprodukte und die Bausätze des Systems dient eine Europäische Technische Bewertung (ETA) auf Basis eines europäischen Bewertungsdokuments (EAD). Die Installation wird durch die Nennung des EAD als allgemein anerkannte Regel der Technik in den Verwaltungsvorschriften Technische Baubestimmungen der einzelnen Bundesländer ((M)VV-TB) zugelassen.

Um das Brandschutzkanalsystem »Pyroline Rapid PLM« bauordnungsrechtlich anwenden zu können, wird neben der ETA die Montageanleitung sowie die Leistungserklärung (DoP) benötigt. Nach Abschluss der Installation muss eine Einbaubestätigung ausgestellt werden. Alle erforderlichen Dokumente können unter obo.de heruntergeladen werden.

Autorin

Julia Belz, Marketing Editor/Public Relations, OBO Bettermann Holding GmbH & Co. KG, Menden

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net