Seit dem 1.2.2021 ist die neue Norm DIN EN 50678 (VDE 0701):2021-02 »Allgemeines Verfahren zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen von Elektrogeräten nach der Reparatur« gültig. Entstanden ist die neue Norm durch eine Trennung der bisher gültigen Norm DIN VDE 0701-0702:2008-06 in zwei Teile.

Der zweite Teil, die DIN EN 50699 (VDE 0702) befindet sich bisher noch in der Entwurfsfassung. Aufgrund unterschiedlicher Anwendungsgebiete auf nationaler Ebene werden beide Normenteile nun an die europäischen Richtlinien angepasst. Die Zusammenführung der alten Normen DIN VDE 0701 und DIN VDE 0702 in 2008 wird nun wieder aufgehoben.

Bewertung aus der Praxis

Bild 1: Überprüfung von Elektrogeräten nach der Reparatur

Eine Elektrofachkraft muss damit zukünftig wieder auf zwei Normen zurückgreifen. So gilt die neue DIN VDE 0701 für die Prüfung von Geräten nach einer Reparatur (Bild 1). Unter den Anwendungsbereich der DIN VDE 0702 fallen die Wiederholungsprüfungen. Da die neue DIN VDE 0702 noch nicht gültig ist, gilt eine Übergangsfrist für die alte DIN VDE 0701-0702 bis Dezember 2022.

Die Anforderungen der neuen Norm zielen darauf ab, dass die grundlegenden Schutzmaßnahmen auch nach der Reparatur eines Geräts funktionieren. Damit wird die Sicherheit der Personen gewährleistet, die reparierte Geräte benutzen. »Die neue Norm DIN EN 50678 VDE 0701 gilt zukünftig nicht mehr für Wiederholungsprüfungen und für die Prüfung von Geräten der Informationstechnik. Auch bei Geräten für den Hausgebrauch sind einige Prüfungen entfallen. Für Leitungen mit einem Querschnitt über 1,5  mm² gibt es eine neue Grenzwertberechnung. Zudem ist die Messung des Ableitstroms an isolierten Eingängen festgelegt. Ergänzt wurde der Einsatz von Messgeräten nach VDE 0413-16/IEC 61557-16«, so Sebastian Onnenberg, Gesellschafter und Geschäftsführer der PRO-EL GmbH aus Meschede. Die neue VDE 0701 ist nicht anwendbar für Geräte und Betriebsmittel, die Bestandteil der festen elektrischen Installationen sind. Auch die IT-Technik wie beispielsweise Audio-, Video-, Informations- und Kommunikationsausrüstung und Netzteile, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) sowie Ladestationen für die Elektromobilität sind hier nicht betroffen. »Unternehmen müssen ihre Organisation, den Ablauf und die Durchführung von Prüfungen überdenken und notwendige Maßnahmen ergreifen. Das betrifft zum Beispiel den Einsatz von Elektrofachkräften sowie elektrotechnisch unterwiesenen Personen (EuP), die Notwendigkeit von Schulungen und Weiterbildungen und den Einsatz beziehungsweise die Beschaffung von Prüftechnik. Elektrofachkräfte können sich vom Unternehmer zur Befähigten Person für die Prüfung ernennen lassen, elektrotechnisch unterwiesene Personen dürfen nur unter Aufsicht einer befähigten Person prüfen«, kommentiert Onnenberg.

Einleitungstext in der Norm

Die neue DIN EN 50678 (VDE 0701) beabsichtigt, ein allgemeines Prüfverfahren bereitzustellen, um die Wirksamkeit der grundlegenden Schutzmaßnahmen für elektrische Geräte nach einer Reparatur nachzuweisen und somit die Sicherheit von Personen sicherzustellen, die reparierte Geräte verwenden. Diese Norm kann zur Unterstützung des Nachweises der Übereinstimmung mit der europäischen Richtlinie 2009/104/EG über Mindestvorschriften für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln durch Arbeitnehmer bei der Arbeit herangezogen werden.
Im Allgemeinen liegen die Prüfverfahren für die Überprüfung von Produkten nach einer Reparatur in der Verantwortung der zugehörigen produkttechnischen Komitees.

Anwendungsbeginn und Änderungen gegenüber der alten Doppelnorm

Der Anwendungsbeginn für die von CENELEC am 16.12.2019 angenommene Europäische Norm als DIN-Norm war der 1.2.2021. Für DIN VDE 0701-0702:2008-06 besteht nun noch eine Übergangsfrist bis 16.12.2022.

Gegenüber DIN VDE 0701-0702:2008-06 wurden in der neuen DIN EN 50678 (VDE 0701) folgende Änderungen vorgenommen:

  • die Norm gilt nicht für die Wiederholungsprüfung und nicht für die Prüfung von Geräten der Informationstechnik
  • bei der Prüfung von Geräten für den Hausgebrauch wurden einige Prüfungen wie Funktionstest, Polarität des Netzsteckers, Prüfung weiterer Schutzmaßnahmen und Ableitstrommessung an isolierten Eingängen aus dem Anwendungsbereich herausgenommen
  • die Berechnungsgrundlage für Leitungen über 1,5 mm² wurde geändert
  • die Ableitstrommessung an isolierten Eingängen ist nun normativ festgelegt
  • die Verwendung von Messgeräten nach VDE 0413-16/IEC 61557-16 wurde ergänzt.

Anwendungsbereich der Norm

Bild 2: Beispiel einer Prüfschaltung zur Messung des Schutzleiterwiderstandes in Geräten, die vom Versorgungsnetz getrennt sind

DIN EN 50678 (VDE 0701):2021-02 legt Anforderungen für die Festlegung eines einheitlichen Verfahrens zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen für stromverbrauchende elektrische Betriebsmittel oder Geräte nach deren Reparatur fest (Bild 2). Dieses Verfahren gilt für Betriebsmittel oder Geräte mit einer Bemessungsspannung von mehr als 25 V AC bzw. 60 V DC bis 1000 V AC bzw. 1500 V DC und Strömen bis zu 63 A, die an Endstromkreise angeschlossen sind. Diese können entweder steckbar über einen Stecker vom Typ A oder fest angeschlossen sein.

Mit dieser neuen Norm ist keinesfall beabsichtigt, Prüfungen, die durch Sicherheitsnormen oder durch Produktnormen abgedeckt sind, zu ersetzen. Beispiele für solche auszunehmenden Prüfverfahren sind z. B. Typprüfungen, Stückprüfungen oder Abnahmeprüfungen.

In dieser neuen Norm wird generell davon ausgegangen, dass das betrachtete elektrische Betriebsmittel oder Gerät seiner zugehörigen Produktnorm entspricht. Außerdem wird vorausgesetzt, dass es auf dem Markt eingeführt und verwendet wurde, versagt hat, und dann repariert wurde.

Mithilfe der neuen DIN EN 50678 (VDE 0701):2021-02 soll erreicht werden, dass durch Reparaturarbeiten die grundlegenden Schutzmaßnahmen nicht negativ beeinflusst wurden, um z. B. sicherzustellen, dass

  • die Durchgängigkeit des Schutzleiters und die Funktionsfähigkeit der Isolierung gegeben ist
  • keine (Metall-)Teile unbefestigt sind oder unbeabsichtigt in das Gerät eingebracht wurden.

Diese neue Norm gilt nicht für:

  • Wiederholungsprüfungen, wie sie in EN 506991 definiert sind
  • Geräte und Betriebsmittel, die Bestandteil der festen elektrischen Installation sind. Für diese Geräte werden Prüfungen zur Überprüfung nach der Reparatur durch HD 60364-6 abgedeckt
  • Audio-/Video-, Informations- und Kommunikationstechnikausrüstung
  • unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV)
  • Ladestationen für die Elektromobilität
  • Netzteile
  • programmierbare Logik-Controller (SPS)
  • Antriebe
  • Geräte für Ex-Zonen oder für Bergbauanwendungen im Allgemeinen
  • Produkte, die bereits durch Normen abgedeckt sind und sich auf ähnliche Themen beziehen
  • medizinische Geräte, die unter EN 60601-1 fallen. Für diese Geräte werden Prüfungen zur Überprüfung nach der Reparatur von EN 62353 abgedeckt.
  • Lichtbogenschweißgeräte nach EN IEC 60974-1. Für diese Geräte werden Prüfungen zur Überprüfung nach der Reparatur von EN 60974-4 abgedeckt.
  • Maschinen, abgedeckt durch EN 60204-1. Für diese Geräte gilt EN 60204-1.

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Michael Muschong, Redaktion »de«

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net