Bild 1: Eine Leerrohr-Infrastruktur auch für Photovoltaik-Anlagen vorausschauend einzuplanen, ist sinnvoll und mitunter sogar vorgeschrieben; Quelle. Fränkische

Leerrohre für den Kabelschutz rund um PV-Anlagen schon beim Hausbau vorzusehen, ist eine ­vorausschauende Investition, vor allem im Hinblick auf den Ausbau der Solarenergie im Rahmen der aktuellen Energiewende. Für den Weg zum Wechselrichter und die Vernetzung im Gebäude bilden Leerrohre ­eine flexible Infrastruktur für spätere Um- und Neunutzungen der Dachflächen. Für Netzwerkleitungen sind sie sogar verpflichtend (Bild 1).

Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft: Ihr Anteil an der Stromversorgung soll nach dem Willen der Bundesregierung bis 2030 80 % betragen, bis 2035 sollen es fast 100 % sein. Ein zentrales Element für die Energiewende ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das 2022 über ein Oster- und Sommerpaket angepasst wurde.

Im Bereich der Photovoltaik soll die Leistung aus Solaranlagen von zuletzt 59 GW bis 2030 auf 215 GW steigen, jährlich um etwa 22 GW.

Dafür sollen zu je 50 % Dächer und Freiflächen genutzt werden, für letztere sind neue Kriterien in der Ausarbeitung. Geplant ist zudem, bürokratischen Aufwand abzubauen und im Konfliktfall dem Ausbau der erneuerbaren Energien Vorrang einzuräumen.

Attraktivere Vergütung für Volleinspeiser

Auch die Vergütung wird wieder profitabler gestaltet: Seit Ende Juli 2022 gilt eine neue Einspeisevergütung für Volleinspeiser und Eigenverbraucher.

Teileinspeiser, die ihre Überschüsse in das öffentliche Stromnetz einleiten, erhalten bei Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung bis 10 kW künftig 8,6 ct/kWh statt wie bisher 6,3 ct/kWh. Volleinspeiser, die den erzeugten Strom komplett an das öffentliche Netz weitergeben, werden bei Solaranlagen mit einer Nennleistung bis 10 kW mit 13,4 ct/kWh vergütet.

Wer angesichts des attraktiveren Entgelts von Teil- auf Volleinspeisung umsteigen will, sollte beachten, dass dann ein separates Zählerfeld benötigt wird und unter Umständen die Verteilung umgebaut werden muss.

Keine Wirkleistungsbegrenzung mehr für Neuanlagen

Bild 2: Leerrohre bei Photovoltaik-Anlagen schützen vor Tierverbiss und Wettereinflüssen; Quelle: Fränkische

Zum 1.1.2023 entfiel zudem bei neuen Photovoltaik-Anlagen die bisherige Wirkleistungsbegrenzung auf 70 %. Künftig dürfen sie die gesamte produzierte Energie ins Netz leiten. Die Solarpflicht thematisiert die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag, demzufolge alle geeigneten Dachflächen für Solarenergie genutzt werden sollen. Für gewerbliche Neubauten sieht die Regierung ­eine Pflicht vor, im privaten Hausbau solle Photovoltaik die Regel werden.

Für Elektroinstallateure ist die Solarenergie ein ausbaufähiges Geschäftsfeld, von dem sie wirtschaftlich in den kommenden Jahren stark profitieren können – wenn auch in ­starker Abhängigkeit von aktuellen Lieferverzögerungen für einzelne Bauteile wie Wechselrichter oder Batteriespeicher. In Photovoltaik-Parks auf dem freien Feld, aber auch im Hausbau sind Elektrofachkräfte bei der Verkabelung gefragt: bei Kabelsträngen von den Photovoltaikmodulen zu den Wechselrichtern, Zuführungsleitungen auf Dächern und hausinternen Anschlüssen.

Leerrohre vorausschauend einplanen

Wo immer möglich, sollten bereits beim Hausbau Leerrohre für Photovoltaikanlagen berücksichtigt werden.

So kann der kürzeste Weg vom Dach zum Wechselrichter im Hausanschlussraum realisiert werden. Die Verkabelung muss später nicht über Rohre oder Kanäle an der Außenfassade nachgeholt werden, höhere Kosten für den längeren Weg und den größeren Materialaufwand sowie die optische Einschränkung entfallen.

Auch für ein flexibel anpassbares gebäude­integriertes Netzwerk für Anschlüsse an Wechselrichter, Zählerschränke oder Wallboxen ist eine Infrastruktur mit Leerrohren eine vorausschauende Investition.

Besondere Anforderungen für den Kabelschutz auf dem Dach

Bild 3: Ein Energiemanagementsystem für Photovoltaik-Anlagen steuert die Kommunikation der Geräte von Batteriespeicher bis Wallbox und vernetzt sie miteinander; Quelle: Fränkische

Die DIN VDE 0100-712 legt in Punkt 712.521 fest, dass Kabel und Leitungen auf der Gleichspannungsseite das Risiko von Erd- und Kurzschlüssen minimieren müssen. Deshalb gelten für Kabel und Leitungen auf dem Dach besondere Anforderungen: der Schutz vor mechanischer Beschädigung, die Zugentlastung bei Nichtverlegen im Rohr, die nicht direkte Verlegung auf der Dachoberfläche ­sowie der UV-Schutz. Wer hier die passenden Elektroinstallationsrohre verwendet, erfüllt diese Anforderungen problemlos.

Nicht nur auf der Dachoberfläche, sondern auch unter dieser ist der Einsatz von Elektroinstallations­rohren sinnvoll. Einerseits gewährleisten die Leerrohre, dass Leitungen bei Bedarf ausgetauscht werden können. Andererseits schützen die Rohre gegen Tierverbiss – ein zusätzlicher Schutz vor allem für die Gleichstromleitungen, die bei Sonnen­einstrahlung unter Dauerstrom stehen (Bild 2).

Neben dem Schutz der Leitungen ist auch der Überspannungsschutz zu berücksichtigen. Die VDE-Bestimmungen DIN VDE 0100-443 und 0100-534 schreiben den Einbau eines Überspannungsschutzes in Photovoltaik-Anlagen auf der Gleichstrom- und auf der Wechselstromseite vor, sowohl im Neubau als auch bei Umbauten und Erweiterungen bestehender Anlagen.

 

Zweiteilige und UV-stabile Schutzrohre für Dachinstallationen

Schutzrohre für die Verbindung zwischen den einzelnen Photovoltaikmodulen sollten UV-stabil sein und Tierverbissen standhalten.

Um Leitungen mit bereits vormontierten Steckern schützen zu können – auch nachträglich – sind zweiteilige Kabelschutzrohre eine gute Lösung: eine Rohrhälfte mit den steckerfertigen Leitungen bestücken, die andere Rohrhälfte aufstecken und so die Schlitzung nach dem »Reißverschlussprinzip« dauerhaft verschließen.

Leerrohr-Installation für Energiemanagement

Bild 4: Bei einer Kaskadenschaltung werden mehrere Stromzähler hintereinandergeschaltet: So können die Betriebskosten für die Wärmepumpe durch den Eigenverbrauch des selbsterzeugten PV-Stroms gesenkt werden; Quelle: Fränkische

Wer den produzierten Photovoltaikstrom selbst im Haushalt verbraucht, sollte die Kommunikation seiner Geräte von Batteriespeicher bis Wallbox steuern und sie über ein Energiemanagementsystem miteinander vernetzen (Bild 3). Dieses misst alle relevanten Daten, wertet sie aus und optimiert anschließend automatisch die Nutzung der Photovoltaikenergie im Eigenverbrauch. So können zum Beispiel Überschüsse gespeichert oder zum Laden des E-Autos verwendet werden.

Für die Installation des Energiemanagements müssen alle Teilnehmer der Photovoltaik-Anlage über eine Netzwerkleitung verbunden werden. Das Netzwerk beinhaltet die Verknüpfung des Energiemanagementsystems mit dem Wechselrichter, dem Batteriespeicher und der Wallbox.

Nach der DIN 18015-1, der Planungsgrundlage für elektrische Anlagen in Wohngebäuden, sind Netzwerkleitungen auswechselbar in einem Elektroinstallationsrohr mit einem Außendurchmesser von 25 mm zu verlegen.

Kaskadenschaltung für Kombination mit Wärmepumpe

Soll der produzierte Strom zusätzlich zum Eigenverbrauch auch zum Betrieb einer Wärmepumpe genutzt werden, bieten manche Stromversorger dafür mittlerweile eine Kaskadenschaltung an (Bild 4), bei der mehrere Stromzähler hintereinandergeschaltet werden: Der erste digitale Zähler, ein Zweirichtungszähler, erfasst den Gesamtstrom, während der zweite Zähler, ein Einrichtungszähler, den Strom für den Eigenverbrauch misst. Die Differenz der beiden Zähler ergibt die Verbrauchshöhe des Sondertarifs für die Wärmepumpe. Die Kaskadenschaltung punktet mit geringeren Betriebskosten für die Wärmepumpe, verursacht allerdings Einmalkosten in der Einrichtung: Der Verteiler muss umverdrahtet und unter Umständen müssen neue Zähler installiert werden.

Für Elektroinstallateure sind Kaskadenschaltungen ein neues, durchaus lukratives Betätigungsfeld. Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen – Stromversorger und Netzbetreiber informiert, Zweirichtungszähler und Einrichtungszähler auf Lager – können Fachhandwerker den Zählerschrank umbauen und die neuen Zähler montieren. Somit kann zusätzlich der Eigenverbrauchsanteil erhöht werden und der Zukauf von Strom für die Wärmepumpe verringert werden.

Autor

Norbert Biener, Produktmanager/Referent Normen im Geschäftsbereich Elektro Systeme bei Fränkische, Königsberg/Bayern

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net