Bild 1: Ein geeigneter Leitungstyp ist die Voraussetzung für das einwandfreie Funktionieren eines (V)DSL-Anschlusses

Ist die Endleitung eines (V)DSL-Anschlusses defekt oder ungeeignet, kann es zu Schwankungen, Abbrüchen und Ausfällen in der Übertragung von Sprache, Daten und TV-Bildern führen. Was gilt es bei der Auswahl des Leitungstyps und der Verlegung zu beachten?

Durch alte, ungeeignete und / oder schlecht isolierte Leitungen kommt es immer wieder zu Problemen, so dass Kunden ihren (V)DSL-Anschluss nur eingeschränkt nutzen können (Bild 1). Zudem wurden in der Vergangenheit häufig Leitungen verwendet, die aus technischer Sicht für die hochfrequente Datenübertragung ungeeignet sind. Ein Beispiel für eine ungeeignete, aber dennoch häufig verwendete Leitung ist der Typ J-Y(St)Y 6x2x0,6 (zwölfadriges Fernmeldekabel, sechs Doppeladern) bzw. J-Y(St)Y 2x2x0,6 (vieradriges Fernmeldekabel, zwei Doppeladern).

Mit zunehmender Frequenz (höherer Bandbreite) steigt die Signaldämpfung eines Kupferkabels bei zunehmender Leitungslänge. Der Empfänger hat dann Schwierigkeiten, das Nutzsignal vom Rauschen zu unterscheiden. Je höher die zu erzielende Übertragungsgeschwindigkeit, umso größer ist das benötigte Frequenzband und je kleiner sind die zu erzielenden Reichweiten.

Zwischen dem Nutzsignal und einem Störsignal (Grundrauschen der Leitung) wird ein gewisser Abstand benötigt. Hierbei handelt es sich um den Signal-Rausch-Abstand (SNR für englisch Signal-to-Noise Ratio). Ein gewisser SNR ist nötig, um das Nutzsignal beim Empfänger in Informationen zu übersetzen. Wird jetzt das Nutzsignal durch die Dämpfung der Leitung abgeschwächt, nähert es sich dem Grundrauschen immer weiter an, bis keine Datenübertragung mehr stattfinden kann.

Entspricht die Dämpfung dagegen den geforderten Werten, kann das Signal mit ausreichendem Rauschabstand übertragen werden. Wenn dieser Planungswert für die Dämpfung überschritten wird, wird die Datenübertragung bei erhöhter Dämpfung zunächst langsamer und instabil, bis sie schlussendlich nicht mehr zustande kommen kann – es findet keine (V)DSL-Synchronisation mehr statt. Deshalb ist es besonders wichtig zu beachten, die richtige Leitungsart zu verwenden, um dem Kunden so eine störungsfreie Leitung bereitzustellen (Bild 2).

Bild 2: Dämpfung verschiedener Leitungsarten in Abhängigkeit von der Länge

Leitungen für (V)DSL

Ein Kabeltyp, der sich besonders gut für (V)DSL eignet, ist z. B. J-02YS(St)H nx2x0,5 St VI Bd (n = Anzahl der Doppeladern), verfügbar u. a. beim Anbieter Vogtländisches Kabelwerk (Bild 3). Daneben gibt es aber noch weitere Leitungstypen, die man nutzen kann. Um DSL und VDSL inklusive Vectoring und Super-Vectoring in hoher Qualität übertragen zu können, muss die Leitung folgende Eigenschaften erfüllen:

  • Leiterwiderstand der Schleife: maximal 192 Ω / km
  • Isolationswiderstand der Leitung: mindestens 5 GΩ x km
  • Betriebskapazität bei 800 Hz: maximal 41 nF / km
  • kapazitive Kopplung bei 800 Hz: K1 maximal 500 pF je km, K9-12 maximal 200 pF je km
  • Wellenwiderstand |Z| bei 1 MHz: 135 ± 15 Ω / km
  • Wellendämpfung bei 1 MHz: ≤ 17dB; bei 4 MHz: ≤ 34 dB; bei 16 MHz: ≤ 68 dB
  • Nebensprechdämpfung bei 1 MHz: ≥ 46 dB (20 % ≥ 42 dB); bei 4 MHz: ≥ 37 dB (20 % ≥ 33 dB); bei 16 MHz ≥ 28 dB (20 % ≥ 24 dB)
  • Verluste bis knapp 50 % sind keine Seltenheit

Bild 3: Gut geeignet für (V)DSL ist der Leitungstyp J-02YS(St)H nx2x0,5 St VI Bd

Bei einem DSL-Anschluss mit 250 Mbit/s, bei dem 50 m des Leitungstyps (J-Y(St)Y 2x2x0,6 L0 VDE) genutzt werden, beträgt der Verlust bereits 30 %. Wird der Kabeltyp (J-Y(ST)Y CE) 2x2x0,6 verwendet, beträgt der Verlust sogar 48 %. In diesem Fall betrüge die Datenübertragungsrate nur noch 174 Mbit/s. Zusätzlich zum Geschwindigkeitsverlust ist der Anschluss störanfälliger.

Nutzt man dagegen den Leitungstyp J-02YS(St)H nx2x0,5 St VI Bd, gibt es nahezu keinen Verlust. Diese Werte beziehen sich auf einen Anschluss 250 Mbit/s »Super Vectoring« unter Idealbedingungen. Diese können durch weitere Gegebenheiten oder Beeinflussungen natürlich variieren, dennoch zeigt diese Messung das Problem deutlich auf.

Um vorhandene Leitungen auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen, gibt es Messgeräte wie zum Beispiel das »ELQ30A+«, ein Handgerät zur Präqualifikation, Installation, Fehlerortung und Instandhaltung von symmetrischen Kupferdoppeladern. Damit arbeiten aber nur ausgewiesene Spezialisten bzw. die Kabelhersteller. In der Praxis reicht es in der Regel aus, dass der Leitungstyp der richtige ist. Dies lässt sich durch die Farbkodierung der Adern bzw. auf dem Kabelmantel erkennen.

Autorin

Juliane Möller, Deutsche Telekom, Business Transformation & Operative Exzellenz, Hamburg

 

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net