Bild 1: Steckbare Gebäudeinstallation eignet sich vor allem für sich wiederholende oder im Raster geplante Installationsanforderungen in typischen ­Infrastrukturbauten wie Bürogebäuden; Quelle: Wago

»Stecken statt Klemmen« ist eines der zukunftsweisenden Themen in der modernen Gebäudeinstallation. Aus gutem Grund: Es ist eine Antwort auf wichtige Entwicklungen in der Gebäudebranche und bietet einen modernen Ansatz der Installation. Wer sich mit der Zukunft der Branche auseinandersetzt, wird daher nicht umherkommen, sich auch mit dem Thema »Steckbare Elektroinstallation« zu beschäftigen.

Elektroinstallationen stecken statt klemmen – was in Deutschland für viele Elektroinstallateure und -kon­strukteure noch die Ausnahme ist, gehört in Ländern wie den Niederlanden und Schweden im Gebäudebau bereits zum Standard. Steckbare Gebäudeinstallation ist die Plug&Play-Variante der Elektroinstallation, die Zeit sparen, Fehler vermeiden und Wartungen erleichtern soll. Steckverbindersysteme bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Komponenten und konfektionierten Leitungen, die im Vorfeld der Installation passend zur jeweiligen Anwendung geplant, gefertigt und auf der Baustelle dann einfach gesteckt werden. Im Vergleich zur konventionellen Installation wird durch das einfache Stecken ein Stromkreis bis hin zum Verbraucher in kurzer Zeit fertiggestellt. Doch wann macht der Einsatz steckbarer Installation überhaupt Sinn?

Steckbare Elektroinstallation im Überblick

Steckverbindersysteme eignen sich vor allem für den Einsatz in Infrastrukturgebäuden, Bürogebäuden sowie im Retail-Bereich. Durch ihre Standardisierung und Vorfertigung können sie den Bauablauf erleichtern und finden daher immer häufiger Beachtung. Insbesondere bei Gebäuden mit sich wiederholenden oder im Raster geplanten Installationsanforderungen bietet die steckbare Installation Vorteile (Bild 1).

In Schweden wird sie beispielsweise bereits seit über 25 Jahren eingesetzt, um die Elektroinstallation in Büros, Krankenhäusern und Schulen zu vereinfachen. Hier hat man früh erkannt, dass die Arbeitszeit im Vergleich zur herkömmlichen Installation um durchschnittlich 50 % verkürzt werden kann. Typische Anwendungen sind zum Beispiel Leuchteninstallationen in abgehängten Decken, die Elektroinstallation von Schaltern und Steckdosen in Brüstungskanälen und Hohlwänden sowie die Installation von Bodentanks und Systemverteilern in aufgeständerten Böden. Zusammenfassen lassen sich die Vorteile steckbarer Installation dabei wie folgt:

  • Schnelle, normgerechte Installation aller Betriebsmittel dank Plug&Play.
  • Installationsfehler werden durch den Fehlsteckschutz praktisch ausgeschlossen.
  • Energie dort, wo sie gebraucht wird: Strukturierte und planbare Leitungsführung ermöglicht gezieltes Platzieren von Abgriffen.
  • Hohe Systemsicherheit durch werksseitig konfektionierte und geprüfte Leitungen.

Steckbare Elektroinstallation ist dabei nicht nur eine neue Möglichkeit, Gebäude schneller und moderner zu installieren. Sie ist vor allem eine wichtige Antwort auf bedeutende, sich seit Jahren abzeichnende Trends der Gebäudebranche:

Die Art, wie wir Gebäude nutzen, wird sich ändern

Bild 2: Steckbare Elektroinstallation ermöglicht die termingerechte Fertigstellung von Bauvorhaben durch Vorplanung und ein strukturiertes Installieren auf der Baustelle; Quelle: Wago

Gebäude sind heute schon mit viel Technik ausgestattet. Mit Blick auf Megatrends wie die fortschreitende Digitalisierung und neue Arbeitsplatzkonzepte ist davon auszugehen, dass wir zukünftig noch mehr Technik in Gebäuden verbauen, während diese gleichzeitig immer flexibler werden muss. Neue Raumkonzepte, Muli-Use-Gebäude und Co-Working-Spaces erfordern flexible Raumgestaltungen (wie z. B. schnell versetzbare Wände und Raumtechnik) und dezentralisierte Lösungen. So müssen sowohl die Gestaltung der Räume als auch die Technik schnell auf die ­jeweiligen Anforderungen anpassbar sein.
Die Art, wie wir Gebäude bauen, wird sich ändern

Die veränderte, flexiblere Gebäudenutzung hat auch Auswirkungen darauf, wie wir Gebäude von vornherein bauen. Insbesondere bei Zweckgebäuden, wie z.B. Bürogebäuden oder Krankenhäusern, setzt sich das modulare Bauen bzw. Bauen nach dem Baukastenprinzip bereits heute durch – so lassen sich Gebäude viel schneller und einfacher erweitern und umnutzen, was auf lange Sicht Fläche und Ressourcen spart. Beim modularen Bauen wird grundsätzlich mit Hohlraum­konstruktionen gearbeitet, die sich gut für die steckbare Installation eignen. Systemanpassungen und Installationsänderungen sind dann wichtige Anforderungen.

Durch das modulare Bauen verschiebt sich auch der Schwerpunkt der Elektroinstalla­tion, und zwar weg von der Fertigung auf der Baustelle hin zur Planungsphase. Da auf Baustellen selbst immer weniger Zeit zur Verfügung steht, erfordert dies in Zukunft Systeme, die bereits im Vorfeld detailliert geplant und gefertigt werden können und bei der Installation nur noch wenig Zeit in Anspruch nehmen. In diesem Zusammenhang ist »Building Information Modeling« (BIM) aktuell ein großes Thema und wird immer häufiger als Planungsgrundlage eingesetzt und auch vorausgesetzt.

 

Die Ansprüche, die wir an Gebäude stellen, wandeln sich

Gebäude müssen energieeffizienter werden. Die geänderte Art und Weise, wie Gebäude künftig gebaut und genutzt werden, unterstützt diesen Trend. Aber auch der komplette Lebenszyklus eines Gebäudes spielt eine größere Rolle. Es setzen sich nicht nur digitale Planungsmethoden wie BIM durch – auch Themen wie die integrale Planung, bei der alle am Bau Beteiligten von vornherein zusammenkommen und ihre Gewerke aufeinander abstimmen, gewinnen an Bedeutung. Die so vorgelagerte und intensivere Planungsphase spart am Ende Zeit und Kosten, da Bauverzögerungen und unnötige Schnittstellen­anpassungen vermieden werden (Bild 2). Das bestärkt einmal mehr, dass das Elektrohandwerk vermehrt in der Vorfertigung eingebunden werden muss.

Beispiel für ein Steckverbindersystem

Bild 3: Steckbare Elektroinstallation ist auf die hohen Anforderungen in der Gebäudeinstallation zugeschnitten; Quelle: Wago

Das Steckverbindersystem »Winsta« von Wago eignet sich gut für die Anforderungen in der Gebäudeinstallation. Es macht die Elektroinstallation steckbar und dadurch schnell, sicher und fehlerfrei – mit mechanisch codiertem Fehlsteckschutz. Ergänzt wird die Lösung durch ein zugehöriges Systempartnerprogramm. Produkte namhafter Hersteller sind dabei bereits mit passendem »Winsta«-Anschluss ausgestattet.

Fazit

Steckbare Gebäudeinstallation ist ein aktuelles Thema und Steckverbindersysteme wie »Winsta« eine Antwort auf Trendentwicklungen der Baubranche (Bild 3). Besonders beim Bau von Infrastruktur-, Industrie-, Büro- und Retail-Gebäuden mit sich wiederholenden Anforderungen und im Modulbau nimmt diese moderne Form der Gebäude­installation eine wachsende Rolle ein und unterstützt gleichzeitig das Elektrohandwerk, neuen Anforderungen im Gebäude zu begegnen und diesen gerecht zu werden. Es lohnt sich daher, das Thema im Blick zu behalten.

Autorin

Liza Schlensker, Redakteurin für Gebäudethemen bei Wago
 

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net