Immer wieder kann man beobachten, dass selbst Fachleute schluderig mit Antennenanlagen umgehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Signalspannungen im Millivolt-Bereich liegen und dadurch niemand zu Schaden kommen kann. Die Qualität der Signalübertragung wird dabei oft vernachlässigt. Was muss der Fachmann beachten, damit es hier nicht zu Beeinträchtigungen kommt?

Durch diesen Fachbeitrag sollen Mythen bzw. Falschmeinungen endgültig der Vergangenheit angehören. Vor allem SAT-Anlagen sollten auch bei schlechtem Wetter reibungslos funktionieren. Dafür schauen wir etwas genauer auf die handwerk­lichen Bearbeitungsvorgänge und zeigen, wo es Probleme geben kann und welche Folgen sie mit sich bringen können.

Mythos 1: »Die SAT-Technik stirbt aus«

Kunden bekommen auch gerne mal gesagt, dass die SAT-Technik sowieso ausstirbt und alles nur noch über IP versorgt wird. Das läge unter anderem auch daran, dass bei ungünstigen Witterungsbedingungen sowieso nicht mit einem stetigen Fernsehbild zu rechnen sei. Kunden gewöhnen sich an solche Äußerungen und auch daran, dass das Bild bei SAT-Empfang eventuell ausfallen kann. Dabei rechnen sie nicht damit, dass der »Fachbetrieb« vielleicht nicht sorgfältig genug bei der Installation der Anlage vorgegangen ist. SAT-Anlagen sollten nicht bei einem einfachen Regen ausfallen, sondern auch bei schlechtem Wetter reibungslos funktionieren.

Bild 1: Die Übersicht zeigt eine Statistik von »die-medien­anstalten.de« – der SAT-Bereich ist anteilig zu 38,8 Mio. Bundeshaushalten mit 42,2 % fast gleichgeblieben

Das Bild 1 zeigt eine Statistik von »die-medienanstalten.de«. Der SAT-Bereich ist anteilig mit 38,8 Mio. Bundeshaushalten (42,2 %) fast gleichgeblieben. Das betrifft auch das Kabelfernsehen (z. B. Vodafone). Hinzugekommen sind verschiedenartige IPTV-Geräte, die den Internet-Stream entweder

  • über eine App oder ein Zweitgerät laden (TV herkömmlich und Internet; z. B. Smart-TV)
  • ausschließlich selbst IPTV-Streams verarbeiten (z. B. Amazon-Fire-TV-Stick) oder
  • über ein qualitätsgesichertes Netzwerk IPTV beziehen (z. B. Magenta-Home, 1&1-TV, regionales Glasfasernetzwerk).
  • Die Statistik bestätigt das Wachstum von IPTV, allerdings bleiben SAT-Empfang und Kabelfernsehen fast unverändert.

Mythos 2: »Den F-Stecker bekommt doch jeder hin«

»Bei den F-Steckern zum Aufdrehen muss einfach nur der Schirm nach hinten auf den Mantel gezogen werden und für den guten Kontakt darf das Kupfer etwas länger vorne herausstehen. Das hat bisher doch immer funktioniert!« So oder so ähnlich hört man es häufig unter Elektrofachkräften. Allerdings: Nicht fachgerecht konfektionierte F-Stecker verursachen die meisten Ausfälle in einer Antennenanlage. Tatsächlich gibt es viel zu beachten:

  • eine wirksame Zugentlastung
  • ein guter Massekontakt
  • ebenso ein guter Seelenkontakt
  • keinen Schluss zwischen Masse und Seele und
  • eine luftdichte Montage.

Die wichtigsten Punkte im Detail

1. Wirksame Zugentlastung

Der Stecker sollte auf der Koax-Leitung festsitzen. Hier kommen in der Praxis verschiedene F-Stecker-Typen zum Einsatz wie Kompressionsstecker, Quick-F-Stecker, Crimp-Stecker, Aufdreh-Stecker und Self-Install-Stecker. Es ist zu beachten, dass das Material und der Durch­messer des Mantels für den F-Stecker ausgelegt sein müssen. Ein zu großer Durchmesser würde bedeuten, dass der Stecker nicht auf die Leitung passt, ein zu kleiner Durchmesser verringert die Zugentlastung.

Bild 2: In der Antennentechnik kommt die asymmetrische Signalübertragung zum Einsatz, dabei liegt der Schirm auf Masse und die Seele (Innenleiter) transportiert die wechselnden
Potentiale

2. Ein guter Massekontakt

In der Antennentechnik kommt die asymmetrische Signalübertragung zum Einsatz (Bild 2). Dabei liegt der Schirm auf Masse und die Seele (Innenleiter) transportiert wechselnde Potentiale. Die Potentialdifferenz zwischen Masse und Seele ist das eigentliche Antennen­signal. Bei schlechtem Schirmkontakt fehlt diese Potentialdifferenz (= Spannung). Das Risiko eines Signalverlustes besteht (gerade bei längeren Strecken). Störungen können leichter Einfluss nehmen und verringern die Zuverlässigkeit der Signalübertragung.

3. Ein guter Seelenkontakt

Bild 3: Die Seele sollte maximal 2 mm überstehen, sie muss jedoch mindestens bis zum Rand gehen

Was für die Masse gilt, ist auch für die Seele, den Innen­leiter, relevant. Das Kupfer der Seele sollte nicht zu kurz sein, aber auch nicht zu lange, um einen guten Kontakt in der Einfassung der F-Buchse zu bekommen (Bild 3).

Ist sie zu kurz, ist das Kupfer nicht lang genug, um auf die Einfassung der F-Buchse zu gelangen. Ist das Kupfer zu lang, beschädigt es die F-Buchse oder schiebt sich durch die Einfassung und hat damit einen schlechten Kontakt. Es ist bei der Konfektionierung des F-Steckers darauf zu achten, dass die Seele mindestens bis zum Rand des Steckers geht, jedoch nicht mehr als 2 mm darüber hinaus ragt.

4. Keinen Schluss zwischen Masse und Seele

Eine elektrische Verbindung zwischen der Masse und der Seele führt zum Schluss und damit wird das wechselnde Potential über den Schirm abgeleitet. Eine Spannung kann nicht mehr entstehen, weil die Differenz zwischen Massepotential und Seelenpotential 0 V wird (Bild 4). In den meisten Fällen führt nicht fachgerechtes Auflegen eines F-Steckers oder einer Antennensteckdose dazu. Die dünnen Drahtstränge des Geflechts oder Metallstreifens müssen gerade und sauber abgeschnitten werden, damit sie sich beim Aufschrauben des F-Steckers auf die F-Buchse nicht zum Innenleiter biegen und einen Schluss bilden.

5. Luftdichte Montage

Beim Aufschrauben des F-Steckers auf die F-Buchse sollten keine Lufteinschlüsse im Stecker verbleiben. In dieser Luft ist Feuchtigkeit enthalten, die sich im Stecker sammeln und zu einem Signalverlust oder Störungen führen kann. Die Leitungen und F-Stecker können durch die Feuchtigkeit korrodieren. Über einen längeren Zeitraum kann Feuchtigkeit im Dielektrikum auch zum Kabelbruch führen.

Beim Konfektionieren des F-Steckers ist darauf zu achten, dass das Dielektrikum (Isolierung) bis zum inneren Rand geht (Bild 5). Falls nicht kann die Gefahr bestehen, dass der Innenleiter Kontakt mit dem inneren Rand bekommt und einen Schluss verursacht (Bild 6). Dadurch resultiert ein Signalverlust.

Wie fertigt man nun einen F-Stecker professionell an?

Hersteller geben für jeden F-Stecker eine Empfehlung heraus, welche Koax-Leitungen genutzt werden können und wie die Maße für den Durchmesser von Leitung und Dielektrikum sind. Es wird auch vorgegeben, wie lange abgemantelt und wie viel abisoliert werden soll. Wird der Schirm vorne gelassen oder nach hinten geklappt? Wie erfolgt die Zugentlastung?

Das Bild 7 zeigt einen Ausschnitt des Herstellers WISI zum DV55-F-Stecker. Es handelt sich hier um einen Aufdreh-Stecker. Durch das Aufdrehen des F-Steckers auf die Koax-Leitung wird ein Gewinde in den Mantel geschnitten. Würde der Schirm auf den Mantel sein, würde dieser heruntergeschnitten werden. Außerdem würde die Zugentlastung nicht ausreichen. Zu sehen sind auch die Masse für die Abmantelung von 8 mm und Abisolierung von 6 mm.

Bild 7: Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt des Herstellers WISI zum DV55-F-Stecker

In der Praxis haben sich spezielle Werkzeuge für diese Stecker bewährt. Hier sind die beiden Messer auf die korrekten Massen integriert. Verwendet man Koax-Abmantler, so empfiehlt es sich, erst den Mantel mit der Isolierung auf 6 mm zu entfernen und dann den Mantel mit 8 mm. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Schirm (Mitte und außen) unsauber abgeschnitten wird und ein Signalverlust durch einen Schluss droht.

Bild 8: Hier ein weiterer Ausschnitt aus einer F-Stecker-Anleitung des gleichen Herstellers zum DV15-F-Stecker

Der Geflechtschirm bleibt also vorne und muss sauber abgeschnitten sein, um nicht einen Schluss mit der Seele zu verursachen. Das Masse-Potential wird dadurch erreicht, indem der F-Stecker innen konisch enger wird. Damit wird das Geflecht gestaucht und das Potential mit gutem Kontakt hergestellt.

Wie unterschiedlich die Stecker sein können, zeigt ein weiterer Ausschnitt aus einer F-Stecker-Anleitung des gleichen Herstellers Wisi (Bild 8). Es handelt sich hier um einen DV15-F-Stecker. Die Maße für das Abmanteln und Abisolieren sind gegenüber dem DV55-Stecker unterschiedlich (1). In dem Ausschnitt für die DV15-Anleitung wird gezeigt, dass der Geflechtschirm nun auf den Mantel gezogen wird (2). Allerdings wird später an dieser Stelle kein Gewinde geschnitten. Der Masse-Kontakt wird mit Hilfe einer Hülse im F-Stecker umgesetzt, die sich zwischen die innere Metallfolie und das Geflecht schiebt. Nachdem nun der F-Kompressionsstecker auf die Koax-Leitung geschoben wird (3) muss noch kontrolliert werden, ob es Lufteinschlüsse im Stecker geben kann. Im Schritt 4 wird nun die Kompressionshülse mit Hilfe einer Zange zusammengedrückt und eine dauerhafte Verbindung hergestellt. Für den Handwerker ist äußerlich nicht unmittelbar feststellbar, welche Art der Konfektionierung vorliegt. Um die angesprochenen Fehler zu vermeiden, ist es ratsam, die F-Stecker nach Anleitung des Herstellers anzufertigen.

Zusammengefasst ist also Sorgfalt hier oberstes Gebot. F-Stecker von Bestandsanlagen lassen sich schnell überprüfen: Seele ragt max. 2 mm über den Rand, der F-Stecker ist luftdicht und hat keinen Schluss zwischen Schirm und Seele. Mit Hilfe einer Lupe oder dem Smartphone lässt sich der F-Stecker gründlich optisch prüfen.

Autor

Claus Strobel, Dozent für IT-Netzwerke/ Antennentechnik und Telekommunikation, Sachverständiger für Antennentechnik, Telekommunikation und IT-Netzwerke

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net