Bild 1: Wer Türgespräche auch ohne Cloud und Smartphone-App entgegennehmen will, sollte die Türkommunikation über die TK-Anlage vernetzen; Quelle: Telegärtner

Es gibt viele Wege, die Türklingel mit dem Telefon zu verknüpfen. Welche Lösung die beste ist, hängt stark von den individuellen Wünschen und Begebenheiten ab. Umso wichtiger ist es, die unterschiedlichen Lösungswege und deren Vor- sowie Nachteile zu kennen. Wir erklären, worauf Endkunden sowie Installateure achten sollten.

Vernetzte Türsprechstellen sind nichts Neues. Bereits 1993 entwickelte die Firma Christoph Emmerich im Auftrag der Deutschen Bundespost mit der »Doorline« die erste Türsprechanlage, die sich an eine Telefonanlage anschließen ließ. Seitdem hat sich die Auswahl allerdings deutlich vergrößert.

Zu den kabelbasierten Modellen sind zahlreiche Modelle hinzugekommen, die sich per Funk mit dem Handy oder der heimischen Telefonanlage verbinden lassen. Das Prinzip ist dabei immer dasselbe: Anstatt zur Tür oder festinstallierten Gegensprechstelle eilen zu müssen, wenn ein Besucher oder Paketbote vor der Tür steht, können Anwender das Türgespräch über ein Telefon annehmen. Das ist nicht nur bequem, sondern auch praktisch. Schließlich haben die wenigsten Paketboten heutzutage Zeit, lange auf eine Reaktion zu warten (Bild 1).

Nutzt man also eine vernetzte Türsprechstelle, kann man selbst aus der Küche oder im Bad aufs Klingeln reagieren – oder von unterwegs oder sogar aus dem Urlaub. Je nachdem, wo man sich gerade befindet, kann man also um ein wenig Geduld bitten oder erklären, wo das Paket sicher abgelegt werden kann.

Die Liste an Modellen und Herstellern, die Türsprechstellen anbieten, die sich mit einem Telefon verbinden lassen, ist lang. Namen wie Ring (Amazon), Doorbird, myintercom, Agfeo, Bosch, Abus, Steinel und Auerswald dürften die meisten schon einmal gehört haben. Die Funktionsweisen der einzelnen Modelle sind dagegen weniger bekannt.

IP-Türsprechstellen mit Fritzbox und Speedport verbinden

Zunächst einmal lassen sich IP-Türsprechstellen danach kategorisieren, wie sie angeschlossen werden: über ein analoges Telefonkabel (a/b-Port), per LAN-Kabel oder drahtlos per WLAN. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass kabelbasierte Türsprechstellen am zuverlässigsten funktionieren.

Wer auf ein achtadriges LAN-Kabel an der Haustür zugreifen kann, hat damit die Möglichkeit, eine IP-Türsprechstelle direkt mit der TK-Anlage zu verknüpfen – beispielsweise mit einer Fritzbox oder mit einem Speedport. Je nach Modell lässt sich das Gerät dabei entweder als Netzwerkgerät oder als IP-Telefon einrichten. Zu bedenken ist dabei, dass IP-Türsprechstellen, die als Netzwerkgerät am Router angeschlossen sind, als Gegenstelle zwingend eine App auf dem Smart­phone oder Tablet benötigen.

Im Gegensatz dazu funktionieren Türsprechstellen, die als IP-Telefon oder per a/b-Port (2-Drähte) als analoges Telefon an die TK-Anlage angeschlossen werden, auch ohne App. Das bedeutet auch, dass das Türgespräch sowohl an Festnetz- als auch an Mobiltelefone weitergeleitetet werden kann. Die Fritzbox, die in zahlreichen Haushalten in Deutschland bereits als Router eingesetzt wird, bietet für solche Türsprechstellen ein eigenes Konfigurationsmenü im Betriebssystem »FritzOS«, das die Weiterleitung von Türgesprächen auf jede Rufnummer vereinfacht und auch Gruppenrufe ermöglicht. Voraussetzung ist, dass die Fritzbox über eine integrierte Telefonanlage verfügt, was allerdings bei nahezu allen Modellen der Fall ist.

WLAN: Leicht installiert, aber störanfällig

Bild 2: Türsprechanlagen mit DECT-Funk lassen sich schnell und einfach installieren und arbeiten stabiler als WLAN; Quelle: Telegärtner

Vor allem aufgrund der leichten Installation greifen viele Endverbraucher zu WLAN-Türsprechstellen wie die »Doorbell« von Ring. Gerade die batteriebetriebenen Varianten lassen sich besonders leicht im Türbereich anbringen. Die WLAN-Verbindung zum Router sowie die App auf dem Smartphone sind ebenfalls ohne große Vorkenntnisse schnell eingerichtet.

Der Komfort bei der Ersteinrichtung ist allerdings der einzige große Vorteil dieser Türsprechstellen. Die Batterien müssen rechtzeitig ausgetauscht werden, ansonsten wird der Besucher vor der Tür nicht bemerkt. Doch auch bei vollen Batterien kann es dazu kommen, dass die Verbindung nicht zuverlässig funktioniert. Schließlich ist WLAN relativ störanfällig.

Hinzu kommt, dass das Türgespräch ausschließlich vom Smartphone aus entgegengenommen werden kann. Da die entsprechende App durchgängig im Hintergrund laufen muss, trägt diese zu kurzen Akkulaufzeiten bei. Und auch, was den Funktionsumfang betrifft, können WLAN-Modelle nicht mit anderen vernetzten Türsprechstellen mithalten: Rufweiterleitungen sind z. B. nicht möglich.

DECT: Stabile Verbindung und nützliche Zusatzfunktionen

Wer keine Kabel verlegen möchte oder kann, ist mit DECT-basierten Türsprechstellen oft besser beraten (Bild 2). Diese lassen sich wie WLAN ebenfalls per Knopfdruck mit dem Router bzw. der Telefonanlage verbinden. Allerdings handelt es sich bei DECT um geschützte Frequenzen (1,8 GHz bis 1,9 GHz), die zudem eigens für die Übertragung von Sprache ausgelegt sind. So ist eine hohe Sprachqualität garantiert und Interferenzen sind quasi ausgeschlossen. Dadurch funktionieren Geräte wie z. B. die »Doorline Slim DECT« von Telegärtner Elektronik quasi ebenso zuverlässig wie kabelbasierte Modelle, lassen sich jedoch leichter installieren.

Im Vergleich zu WLAN-Türsprechstellen kann das Türgespräch außerdem sowohl von einem Festnetztelefon entgegengenommen werden als auch von jedem Handy (Bild 3). Eine App ist dafür nicht notwendig. Ebenfalls von Vorteil ist, dass Anrufe mit DECT-Türsprechstellen ganz einfach umgeleitet werden können. Mit der »Apothekerschaltung« wird das Türgespräch sogar automatisch auf eine alternative Rufnummer durchgestellt, wenn das Gespräch unter der ersten Rufnummer nicht angenommen wird. Neben dem DECT-Modell bietet Telegärtner Elektronik übrigens auch die kabelbasierte »Doorline Pro Exclusive« an, die mehrparteienfähig und für den Einsatz in Privathäusern, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen gleichermaßen geeignet ist.

Aufrüsten per Gateway: aus alt wird neu

Bild 3: Bei Abwesenheit leitet »Doorline« den Türruf zum Smartphone weiter; Quelle: Telegärtner

Eine weitere Lösung, die Türsprechstelle mit der Telefonanlage zu verbinden, ist die Aufrüstung herkömmlicher Türsprechanlagen mittels eines Gateways. Dieser Ansatz kann dann Sinn machen, wenn bereits eine hochwertige konventionelle Türsprechanlage installiert ist. Diese bestehen üblicherweise aus einer Außensprechstelle und einer oder auch mehreren Gegenstellen im Haus, die jeweils per Kabel verbunden sind.

Die Anbieter entsprechender Lösungen setzen dabei zumeist auf eine proprietäre Kabeltechnik wie beispielsweise 1+n oder In-Home-Bus. So nutzt Gira ein 2-Draht-Bus-System über das sowohl das Türgespräch als auch das Video an die Gegenstelle im Haus übertragen wird. Will man ein solches, konventionelles System zu einer vernetzten Türsprechstelle umfunktionieren, muss ein Gateway hinzugefügt werden, sodass ein Anschluss ans Heimnetzwerk bzw. Internet möglich wird.

Das »TKS-IP-Gateway« von Gira oder auch das »Smart Gateway Mini« von Siedle verbinden das System mit einem Cloud-Service. Dadurch kann das Türgespräch dann auch über ein Smartphone oder Tablet angenommen werden. Wie bei WLAN-Türsprechstellen muss dazu eine entsprechende App auf dem Endgerät installiert werden, was zu den bereits genannten Problemen führen kann. Die Gateways sind zudem nicht billig, sodass sich dieser Lösungsweg wirklich nur dann lohnt, wenn die vorhandene Türsprechstelle von hoher Qualität ist.

Und was ist mit Video?

Manche vernetzte Türsprechstellen verfügen über eine integrierte Videokamera – andere nicht. Letztlich sollte man sich vor dem Kauf klar machen, was man von einer Kamera erwartet. Bedenken sollte man dabei, dass integrierte Kameras nicht für den individuellen Bedarf konzipiert wurden. Eingangsbereiche sind unterschiedlich: Was an einer Stelle gut funktioniert, kann an anderer Stelle versagen. Lichtverhältnisse spielen dabei ebenso eine Rolle wie Winkel, öffentliche Wege und Nachbargrundstücke. Schließlich sind die Einsatzgebiete für private Überwachungs­kameras in Deutschland stark reglementiert.

Generell gilt also auch hier: Integrierte Kameras machen die Installation besonders leicht, sind aber in den meisten Fällen nicht die beste Lösung. Oftmals ist der Anwender besser beraten, neben der Türsprechstelle eine IP-Kamera zu installieren und ins Netzwerk zu integrieren, die genau zu den eigenen Bedürfnissen und dem konkreten Einsatzort passt.

Fazit

Welche Türsprechstelle die richtige ist, hängt von den individuellen Ansprüchen und Umständen ab. Wer ein wenig mehr Aufwand bei der Installation betreibt und nicht auf billige WLAN-Lösungen setzt, hat am Ende mehr Freude an der vernetzten Türsprechstelle. Am verlässlichsten sind Lösungen, die ohne Apps und Cloud auskommen und die auch mit einem Festnetztelefon verknüpft werden können. Dank der Verbindung zur Telefonanlage und Funktionen wie Rufweiterleitungen verpasst der Anwender so keinen Besucher oder Paketboten mehr.

Autor

Tillmann Braun, freier Redakteur, Haiterbach

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net