Nicht selten werden Gebetshäuser zum Schauplatz von Vandalismus und Diebstahl. Die Zahl der gemeldeten Straftaten gegen Kirchen, Moscheen und andere religiöse Stätten ist in den letzten Jahren deutschlandweit gestiegen. Wie moderne Videoüberwachung nicht nur zu mehr Sicherheit beitragen, sondern auch das Miterleben der Besucherinnen und Besucher bereichern kann, zeigt dieses Beispiel einer Moschee in Nordrhein-Westfalen.

Bild 1: Die Firma Elektrotechnik Tümöz übernahm die Planung und Umsetzung eines IP-Videoüberwachungssystems für die Moschee in Oberhausen; Quelle: Indexa

Ein Minarett und ein grünes Kuppeldach weisen bereits von Weitem darauf hin, dass es sich bei dem modern wirkenden Gebäude mit Klinkerfassade um eine Moschee handelt (Bild 1). Zwei getrennte Eingänge – einer zum Gebetsraum der Männer, einer zum Gebetsraum der Frauen – sind jeweils über eine breite Treppe zugänglich. Betritt man den Innenraum, fallen die stilvollen Ornamente, der riesige Kronleuchter und das hochwertige, moderne Interieur ins Blickfeld  – die Moschee in Oberhausen ist eine beeindruckende Erscheinung.

Leider auch für Kriminelle. Vandalismus und ein Einbruch mit erheblichem Sachschaden gaben den Stein des Anstoßes für die Entscheidung der Gemeinde: Die Moschee sollte ein umfassendes Sicherheitskonzept erhalten. Der Parkplatz vor dem Gebäude sollte zur Vermeidung und Aufklärung von Straftaten videoüberwacht werden.

Darüber hinaus kam der Wunsch nach mehr Teilhabe für die Frauen der Gemeinde auf: Kameras im Innenraum sollten zur aktiven Gottesdienstgestaltung zum Einsatz kommen. Traditionellerweise ist es üblich, dass Männer und Frauen in islamischen Gebetshäusern räumlich getrennt werden. In Oberhausen bedeutet dies: Die Männer sowie der Imam – der Vorbeter, der das Gebet in der Moschee leitet – halten sich im Gebetsraum der Männer im Erdgeschoss auf, während sich die Frauen auf einer Empore befinden, die keinen direkten Blick auf den Imam ermöglicht. Dank Live-Übertragung können die Frauen das Geschehen nun auch visuell auf den Monitoren mitverfolgen (Bild 2).

Videoüberwachung als Sicherheitslösung

Bild 2: Dank Übertragung auf den Monitoren sehen auch die Frauen auf der Empore den Imam live; Quelle: Indexa

Die Firma Elektrotechnik Tümöz aus Mülheim an der Ruhr übernahm die Planung und Umsetzung eines modernen IP-Videoüberwachungssystems für die Moschee. Zur Überwachung der Innenräume und Außenanlagen wurden IP-Netzwerk-Überwachungskameras von Indexa gewählt. Alle installierten Kameras verfügen über eine Acht-Megapixel-Auflösung und ermöglichen so ein Kamerabild, in das zum Erkennen von Details auch hineingezoomt werden kann.

Dank des horizontalen Erfassungsbereichs jeder Kamera von 180° entstehen keine toten Winkel und das Geschehen auf dem gesamten Parkplatz wird durch die Überwachungskameras abgedeckt. Für die Nachtsicht sind alle Kameras mit einer Infrarot-Ausleuchtung ausgestattet, bei der der IR-Filter bei Dunkelheit automatisch getauscht wird. Dank PoE-Funktion (Power over Ethernet) wird jede Kamera über ein einzelnes Datenkabel mit Spannung versorgt. Zusätzliche Netzgeräte sind für die Spannungsversorgung somit nicht erforderlich.

Die Bullet-Kameras im Außenbereich wurden mithilfe von passenden Anschlusskästen und Halterungen an Masten angebracht und überwachen damit den gesamten Parkplatz (Bild 3). Alle Kameras verfügen über eine integrierte Künstliche Intelligenz (KI), die Menschen, Fahrzeuge und sogar Tiere unterscheiden kann.

Im Vergleich zur Bewegungserkennung über Software – diese reagiert lediglich auf Veränderungen im Bild, die beispielsweise auch durch Windbewegungen verursacht sein können – ermöglicht die intelligente Bewegungserkennung über KI eine exakte Erfassung, die genau die Momente festhält, auf die es ankommt. Bei Bewegung und unbefugtem Zutritt zum Gelände ist es nun möglich, eine automatische Aufnahme zu starten sowie eine Benachrichtigung per App oder E-Mail an den Betreiber zu senden. Dieser wird somit direkt gewarnt und kann sofort live und von überall über App auf dem Smartphone oder Tablet nachsehen, was auf dem Parkplatz und in der Moschee los ist und kann gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten, zum Beispiel Polizei oder Rettungskräfte alarmieren.

Zudem ermöglicht die integrierte KI das Erfassen von Kennzeichen bei einfahrenden Fahrzeugen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme kann eine Liniendetektion eingerichtet werden: Sobald ein Objekt eine definierbare Linie überquert, kann eine Aufnahme gestartet oder eine Benachrichtigung gesendet werden.

Integration eines Netzwerk-Videorecorders

Bild 3: An Masten montierte Bullet-Kameras überwachen den gesamten Parkplatz lückenlos

Zwar können die Kameras über einsetzbare microSD-Karten auch autark ohne Recorder betrieben werden. Bei größeren Systemen, zur Speicherung von größeren Datenmengen, für professionelle Einstellungsoptionen und für einen zuverlässigen Zugriff über das Netzwerk empfiehlt sich aber die Anbindung an einen Netzwerk-Videorecorder (NVR).

Für die Moschee in Oberhausen wurde ein NVR mit integriertem PoE-Switch gewählt. Dieser macht den Einsatz eines zusätzlichen Switches unnötig, sodass die Kameras direkt sternförmig an den NVR angeschlossen werden konnten. Da bei Verwendung eines CAT5-, CAT6- oder CAT7- Kabels eine Länge von bis zu 100 m zwischen Kamera und Recorder oder Switch möglich ist, stellt die Verteilung der Kameras auf dem großen Parkplatz kein Problem dar.

Zur Speicherung von Aufnahmen besitzt der Recorder eine Festplatte mit einem Speicher von zwei Terabyte und eine Ringspeicherfunktion. Diese sorgt dafür, dass die ältesten Daten zuerst überschrieben werden. Für den datenschutzkonformen Betrieb können Daten nach einem einstellbaren Zeitraum automatisch gelöscht werden. Dank der Integration in das bestehende Netzwerk kann nun per PC-Software auf das Videoüberwachungssystem zugegriffen werden. Zudem ist der Fernzugriff über App auf dem Smartphone oder Tablet sowie über Browser möglich.

Live-Videoüberwachung als Möglichkeit zur Teilhabe

Für die Frauen der Gemeinde muss es bisher schwer gewesen sein, dem Gebet aufmerksam zu folgen. Zwar dürfte der Vorbeter im Erdgeschoss dank Audio-Übertragung gut zu hören gewesen sein – aber bisher war er für die Frauen nicht zu sehen. Zwei 75 Zoll große TV-Bildschirme auf der Empore – dem Frauenbereich – links und rechts des Innenbalkons (Bild 4) zeigen nun das Live-Bild einer dezenten Kuppelkamera, die im Erdgeschoss an der Decke montiert und auf den Imam ausgerichtet ist. Über die beiden Monitore haben die Besucherinnen nun die Möglichkeit, auch visuell am Gebet teilzunehmen und gleichzeitig die religiösen Rahmenbedingungen zu respektieren – ein modernes Beispiel für technologische Teilhabe im Gebetshaus.

Die Bildschirme wurden über HDMI direkt an den Videorecorder angeschlossen. Die Videobilder aller in das System integrierten Kameras können bei Bedarf einzeln, nacheinander durchlaufend oder auf einem geteilten Bildschirm gemeinsam dargestellt werden.

Erweitertes Sicherheitsniveau durch Alarmsystem

Bild 4: Zwei 75 Zoll große TV-Bildschirme sind auf der Empore links und rechts des Innenbalkons montiert; Quelle: Indexa

Zur zusätzlichen Meldung im Fall eines Einbruchs wurde das Sicherheitskonzept der Moschee in Oberhausen schließlich noch um ein modernes Alarmsystem erweitert. Die Anlage ist mit Sirenen, einer Zentrale sowie zahlreichen Sensoren ausgestattet, darunter Bewegungsmelder, Türkontakte und Glasbruchsensoren.

Das Scharf- und Unscharfschalten des gesamten Systems oder einzelner Bereiche erfolgt über ein übersichtliches Bedienteil jeweils an den Eingängen. Sobald der Eingangsbereich bei aktiviertem System betreten wird, kann innerhalb einer festgelegten Eingangsverzögerungszeit das System oder der Bereich unscharf geschaltet werden, ohne dass ein Alarm ausgelöst wird. So wird sichergestellt, dass das Alarmsystem optimal in den Alltag integriert ist und bereits frühzeitig auf unautorisierte Zugriffe reagiert. Alarmmeldungen werden lokal über Sirenen, App, Anruf sowie eine Alarmempfangsstelle gemeldet. Damit ist ein schnelles Eintreffen von Sicherheitskräften im Alarmfall sichergestellt. Über Smartphone oder Tablet kann der Betreiber jederzeit auch von unterwegs nachsehen, ob die Alarmanlage sowie einzelne Bereich scharf oder unscharf geschaltet sind und den Status bei Bedarf ändern.

Am Beispiel der Moschee in Oberhausen lässt sich sehr gut ableiten, dass ein Sicherheitskonzept umfassend geplant werden sollte. Die gelungene Kombination aus Videoüberwachung, Live-Übertragung und modernem Einbruchschutz hebt die Sicherheit für Besucher und Gebäude auf ein hohes Niveau und sorgt für ein Gefühl der Gemeinschaft bei den Gläubigen.

Autorin

Juliane Streiner, Marketing, Indexa GmbH, Oedheim

 

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net