Bild 1: Alle Gebäude von Bora sind auf Erneuerbare Energien umgestellt, da durfte das neue Rechenzentrum keine Ausnahme bilden; Quelle: Digital Fotogroup/Michael Koch

Das Unternehmen für Kücheneinbaugeräte Bora benötigte ein neues Rechenzentrum. Der Anspruch: Nachhaltig und ressourcenschonend sollte es sein, selbstverständlich sehr sicher, hochverfügbar sowie erweiterbar – und all das ästhetisch eingefügt in das Gesamtbild des Firmengeländes im österreichischen Niederndorf (Bild 1). Eine Quadratur des Kreises?

Vor knapp 20 Jahren hat Willi Bruckbauer als Gründer und CEO von Bora das Ende der herkömmlichen, über Kopf installierten Dunstabzugshaube eingeläutet. Seitdem ist viel passiert: Man hat das Produktportfolio erweitert und sich mit weiteren Kücheneinbaugeräten weltweit etabliert. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen auf mehr als 800 Beschäftigte angewachsen.

Dabei stieß das bisher genutzte Rechenzentrum unweigerlich an seine Grenzen. Es war absehbar, dass die bestehende IT-Infrastruktur mit der steigenden Nachfrage und der künftigen Expansion nicht mehr Schritt halten konnte. Bei den Planungen für einen Neubau am Standort im österreichischen Niederndorf wurde deswegen gleich mehr Platz für die IT vorgesehen.

 

Zukunftsfähige Energieversorgung fürs Rechenzentrum

Bild 2: Alles in bunter Ordnung – Blick in einen der Serverschränke »VX IT« von Rittal bei Bora; Quelle: Digital Fotogroup/Michael Koch

Eine große Herausforderung war die richtige Entscheidung für eine zukunftsfähige Energieversorgung des neuen Rechenzen­trums. Das Gebäude spiegelt schon mit seiner Architektur zwei Grundprinzipien des Unternehmens wider: Bora verfolgt die Philosophie, möglichst keine fossilen Brennstoffe mehr zu verwenden. Alle Gebäude sind auf Erneuerbare Energien umgestellt, sogar der Strom für die Wärmepumpen wird über die hauseigene Photovoltaik-Anlage bezogen.

»Wir versuchen, einen Großteil von dem, was wir benötigen, aus der Natur zu ziehen«, sagt IT-Systemadministrator Christian Dewina. Gleichzeitig benötigt das Rechenzentrum eine leistungsfähige, stabile Energieversorgung: »Redundanz und Hochverfügbarkeit sind wichtig für uns, weil sich Bora im Interesse der Kunden keine Ausfälle leisten kann.« Gesucht wurde daher ein Partner, der diese Anforderungen einzuschätzen weiß und in praxisnahe und leistungsfähige Lösungen beim Bau des neuen Rechenzentrums übersetzen kann. Die Wahl fiel auf eine Lösung von Rittal (Bild 2).

Naturnah kühlen dank Fluss und Brunnen

Bild 3: Auf dem Dach wurde ein Chiller installiert, um für Notfälle gerüstet zu sein; Quelle: Digital Fotogroup/Michael Koch

Bei der Kühltechnologie lag es nahe, auf Kaltwasserkühlung zu setzen: Der Inn fließt direkt neben dem Firmengebäude, auf dem Gelände war zudem bereits ein Brunnen vorhanden. Dieser wurde in den Kühlkreislauf des Rechenzentrums integriert. »Mit der Brunnenwasserkühlung sparen wir bis zu 70 % des Stroms, den wir für den Betrieb einer Kältemaschine benötigen würden«, betont Sebastian Sautter, Geschäftsführer und Gründer von Sautter ZT, der für die Planung des Energiesystems beim Neubau verantwortlich war.

Im Rechenzentrum sorgen Liquid Cooling Packages (LCPs) von Rittal dafür, dass die Wärme in den Racks sicher abgeführt wird und die Server ausreichend mit Kaltluft versorgt sind. Als Notkühlung installierte Rittal außerdem einen Chiller auf dem Dach des Gebäudes (Bild 3). Er kann das Rechenzen­trum autark mit Kälte versorgen.

Die Kombination der beiden Kühltechniken war eine Herausforderung. Denn die Brunnenwasserkühlung als effizienteste Option soll genutzt werden, wann immer es möglich ist. Gleichwohl muss gewährleistet sein, dass der Chiller möglichst schnell anspringt, wenn die Temperatur doch einmal zu stark ansteigt. Erfahrungswerte und praktische Tests zeigten, wo der so genannte »Sweet Spot« liegt, also der der Punkt, an dem die optimale Effizienz erzielt wird.

Abwärme für die Gebäudeheizung nutzen

Bild 4: Sicher, effizient, platzsparend: die sechs Serverschränke im österreichischen Rechenzentrum sind vom Technikraum getrennt aufgestellt; Quelle: Digital Fotogroup/Michael Koch

Der Kühlkreislauf erfüllt bei Bora einen weiteren Zweck: Die Abwärme wird nahezu hundertprozentig für die Heizung des Gebäudes genutzt. »Selbst in kalten Wintern können wir damit 20 bis 40 Prozent des Wärmebedarfs decken«, hebt Christian Dewina hervor. Das Wasser wird schließlich wieder in den Brunnen abgeleitet, der Kreislauf beginnt von vorn.

Für eine maximale Verfügbarkeit wurden Server- und Technikraum getrennt (Bild 4). »In dem kleineren Technikraum haben wir unter anderem die unterbrechungsfreie Stromversorgung und die Löschanlage untergebracht«, schildert Dewina das Vorgehen. »Im größeren Server-Raum stehen sechs Racks, die für den Standort aktuell ausreichen, weil wir eine Cloud-First-Strategie verfolgen

Wartungspläne, Alarmsicherungen und viele weitere Maßnahmen stellen sicher, dass das Rechenzentrum den Tier-2-Standard voll und ganz erfüllt. Gemeinsam mit Rittal wurden zudem Ausfallszenarien simuliert, um zu prüfen, ob die schönen Versorgungspläne auch dem harten Test der Realität standhalten. »Das war eine sehr sinnvolle Maßnahme, denn zum einen erhielten wir eine Bestätigung des Konzepts, zum anderen sahen wir, wo es im Detail noch Optimierungsbedarf gab«, sagt Dewina.

IT ist als Herz des Unternehmens Vertrauenssache

Ein solches Projekt wird allerdings nicht aus dem Ärmel geschüttelt. Holger Jarrath vom Informations- und Kommunikationstechnik-Spezialisten Jarrath.com baute anfangs die Brücke zwischen Bora und Rittal. Mit beiden arbeitet er schon lange gut zusammen. »Die IT ist das Herz eines Unternehmens«, betont er. Falle sie aus, stehe der Betrieb still. Daher seien gute Planung und Vorausschau dringend nötig.

»Wir haben Bora in unsere Produktion nach Herborn eingeladen und unseren Vorschlag sowie die benötigten Komponenten vorgestellt«, erklärt Antonio Giffuni, Außendienstmitarbeiter von Rittal. Selbst in die Ecken wurde geschaut, weil das Strom- und Kabelmanagement für den Kunden ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. »Das war zwar viel Kleinarbeit, aber wichtig. Denn damit konnten wir die IT-Racks so konfigurieren, wie der Kunde es benötigt

Letztlich hat das schlüssige Gesamtkonzept von der Klimatisierung bis zum Strom sowie die Zusammenarbeit mit Rittal überzeugt. IT ist und bleibt eben – neben all den technischen Komponenten – immer auch Vertrauenssache, denn es geht um sensible Daten. »Bora stellt hochwertige Kücheneinbaugeräte her. Sie wissen, was Qualität bedeutet – und haben auch unsere erkannt«, fasst Giffuni zusammen.

 

Quelle und Bildquelle: www.elektro.net