Bild 1: Feldkonfektionierbare RJ45-Stecker wie der »MFP8 4×90« mit anpassbarem 90-Grad-Kabelabgang haben sich in der Praxis durch ihre flexible Nachjustierbarkeit und zuverlässige Performance bewährt

Wo erhöhte Anforderungen an die Zugriffssicherheit oder die Ästhetik herrschen, werden IT-Geräte mit einem Stecker an das installierte Kabel angeschlossen – ohne Anschlussdose und Patchkabel (Bild 1). Die DIN EN 50173-20 enthält gleich drei Varianten hierfür: Modular Plug Terminated Link (MPTL), Direct Attach Cabling (DAC) und End-to-End Link (E2E Link). Da diese Verkabelungsstrukturen von der klassischen strukturierten Verkabelung abweichen, müssen sie auch anders gemessen werden, um korrekte Mess­ergebnisse zu erhalten.

Beim Modular Plug Terminated Link (MPTL) endet das Verlegekabel wie gewohnt an einem Ende in einem Verteilfeld, am anderen Ende wird jedoch ein Stecker montiert. Dieser wird dann direkt in den Anschluss am Endgerät eingesteckt.

Bei feldmontierbaren Steckern kann das Kabel vor der Steckermontage in das Schutzgehäuse des Endgeräts oder durch eine Kabelverschraubung geführt werden. Von außen ist die Steckverbindung nicht zugänglich und somit vor unbefugtem Zugriff geschützt. Die deutsche Bezeichnung nach DIN EN 50173-20 lautet »Anschluss mit freiem Steckverbinder«, in der Praxis hat sich das wesentlich kürzere »MPTL« eingebürgert (Bild 2).

Modular Plug Terminated Link (MPTL)

MPTLs bewähren sich nicht nur in der Sicherheitstechnik und der IP-Videoüberwachung, sondern auch beim Anschluss von WLAN Access Points. In Lobbys, Fluren, Treppenhäusern und Tiefgaragen sind Anschlussdosen und Patchkabel oftmals unerwünscht, da Unbefugte sich daran zu schaffen machen könnten.

Bild 2: Beim Modular Plug Terminated Link (MPTL) endet das Verlegekabel endgeräteseitig in einem Stecker

In diesen Fällen wird der Access Point direkt vor dem Kabelauslass installiert. Am Ende des Verlegekabels wird ein feldmontierbarer Stecker angebracht und direkt in den Anschluss des Access Points gesteckt. Abhängig von dessen Gehäusebauform werden besonders kurze Stecker oder Stecker mit gewinkeltem Kabelabgang benötigt. In der Praxis haben sich Stecker bewährt, deren Kabelabgang erst vor Ort festgelegt und auch nachträglich noch geändert werden kann.

Bei MPTL-Messungen beachten

Um einen MPTL korrekt zu messen, wird auf der Verteilfeldseite ein Messgerät mit Permanent-Link-Adapter benötigt (Bild 3). Auf der Steckerseite muss das Messgerät einen Mess-Adapter besitzen, der eine Buchse hat und der die Steckverbindung im Mess-Adapter berücksichtigt. Je nach Messgerätehersteller kann dies ein Patchkabel-Adapter oder ein vom Hersteller für MPTL-Messungen freigegebener Channel-Adapter sein. Wichtig: Per Software-Update des Messgerätes muss dabei sichergestellt sein, dass die Steckverbindung im Channel-Adapter auch gemessen wird (bei einer klassischen Channel-Messung wird die Steckverbindung im Messadapter ausgeblendet!).

Bild 3: Nur mit geeigneten Messadaptern nach Vorgaben des Messgeräteherstellers werden MPTLs korrekt gemessen

Direct Attach Cabling (DAC)

Bei Direct Attach Cabling (DAC) werden zwei Geräte oder Anlagen direkt über ein Kabel verbunden, an dessen beiden Enden Stecker angebracht sind (Bild 4). Es gibt weder Verteilfelder noch Anschlussdosen. Komponenten und Peripheriegeräte können so sehr einfach und platzsparend mit Controllern oder Switches verbunden werden.

Bild 4: Beim Direct Attach Cabling (DAC) wird lediglich ein Kabel verwendet, das an beiden Enden mit Steckern versehen ist

In industriellen Anwendungen sind dünne, flexible Patchkabel beliebt. Sie können viel einfacher und platzsparender verlegt werden als dicke, biegesteife Installationskabel. Neben dem RJ45 werden in industriellen Verkabelungen auch gerne M8- und M12-Steckverbinder eingesetzt.

Bei DAC-Messungen beachten

Eine Channel-Messung mit Channel-Messadaptern führt bei Direct Attach Cabling zu falschen Messergebnissen, da die Steckverbinder an beiden Enden ausgeblendet werden. So würde nur das reine Kabel ohne Stecker gemessen werden.

Je nach Messgerätehersteller müssen für Direct Attach Cabling entweder Patchkabel-Adapter oder die vom Hersteller dafür freigegebenen Channel-Adapter mit dem entsprechenden Software-Update verwendet werden. Das Software-Update stellt sicher, dass die Steckverbindungen an den Kabelenden berücksichtigt werden (Bild 5).

Bild 5: Um DAC korrekt zu messen, werden Patchkabel-Adapter oder vom Messgerätehersteller freigegebene Channel-Adapter benötigt

End-to-End Link (E2E Link)

Auch beim End-to-End Link (E2E Link) werden zwei Geräte über Stecker direkt an das verlegte Kabel angeschlossen (Bild 6). Ein E2E Link kann nach Norm aus bis zu fünf Teilstrecken (so genannte Segmente) bestehen, die über Stecker und Buchse miteinander verbunden sind. Ein End-to-End Link mit nur einem Segment ist mit dem Direct Attach Cabling identisch.

Bild 6: Ein End-to-End Link (E2E Link) weist Stecker an beiden Enden der Verkabelung auf. Er kann aus bis zu fünf zusammensteckten Teilstrecken (Segmenten) bestehen

End-to-End Links werden in industriellen Anwendungen gerne verwendet, um Maschinen und Anlagenteile zu vernetzen. Da die Kabelsegmente nur zusammengesteckt werden, kann schnell, einfach und flexibel verkabelt werden. Bei einem Umbau können die Teilstrecken leicht umverlegt oder durch längere oder kürzere Teilstrecken ersetzt werden.

Falls zwei Segmente nur mit Steckern versehen sind, können sie über eine Kupplung mit zwei Buchsen miteinander verbunden werden (Bild 7). Dies hat sich in der Praxis bei Gehäusewanddurchführungen bewährt. Die Kupplung und die beiden Stecker zählen zusammen als eine Steckverbindung. Die beiden Buchsen müssen nicht zwangsläufig in einer Kupplung direkt aneinander liegen, sie dürfen bis zu zehn Zentimeter voneinander entfernt sein, um noch als eine Steckverbindung zu zählen. Nur wenn die Buchsen weiter als zehn Zentimeter voneinander entfernt sind, werden sie als zwei Steckverbindungen gewertet.

Bild 7: Beispiele für RJ45-Kupplungen: AMJ-Kupplung 90° Cat.6A mit Buchsen vorn und unten (links im Bild) sowie Gehäusewanddurchführung STX V1 Flanschset RJ45 Kupplung Cat.6 Metall (rechts)

Bei End-to-End Link-Messungen beachten

Auch beim End-to-End Link würde eine Channel-Messung falsche Ergebnisse liefern, da die Stecker an den Link-Enden nicht gemessen würden. Wie beim Direct Attach Cabling werden beim End-to-End Link Messadapter mit Buchse benötigt, bei denen die Steckverbindung im Messadapter bei der Messung berücksichtigt wird. Dies wird durch Patchkabel-Adapter oder durch vom Messgerätehersteller für End-to-End-Link-Messungen freigegebene Channel-Adapter mit der entsprechenden Software ermöglicht (Bild 8). Ohne diese Software würden die Messgeräte eine Channel-Messung ausführen.

Bild 8: Für die korrekte Messung eines kompletten End-to-End Links werden Patchkabel-Adapter oder vom Messgerätehersteller für diese Messungen freigegebene Channel-Adapter mit entsprechender Software benötigt

Falls einzelne Segmente eines End-to-End Links gemessen werden sollen, sind diese wie eigenständige Verkabelungsstrecken zu messen:

  • Strecken mit Stecker an beiden Enden werden wie ein End-to-End-Link oder Direct Attach Cabling gemessen.
  • Strecken mit Stecker an einem und einer Buchse oder Kupplung am anderen Ende werden wie ein MPTL gemessen.

Neben den vorgestellten drei Verkabelungstypen sind in der Praxis auch andere Ausführungen anzutreffen. Die Vorgaben, was und wie zu messen ist, finden sich übrigens nicht in der DIN EN 50173-20, sondern in der DIN EN 50697:2023-05 Informationstechnik – Messung der Verbindungsstrecke von Ende-zu-Ende, Anschluss mit freiem Steckverbinder und Direktanschluss.

Autor

Dirk Traeger, Technical Solutions Manager, Telegärtner Karl Gärtner GmbH, Steinenbronn
Quelle und Bildquelle: www.elektro.net